Lorsch. In Lorsch gibt es einen schönen Zunftbaum. Der Gewerbeverein hat ihn zum 100- jährigen Bestehen des Vereins gebaut. Er steht als Schmuckstück im Stadtzentrum gleich neben dem denkmalgeschützten alten Rathaus.Auf welche Gewerke die Wappen im Einzelnen hinweisen, erschließt sich den meisten Betrachtern heute längst nicht mehr auf den ersten Blick, sogar vielen Handwerkern selbst geht das so, zumal sich im Laufe der Zeit von manchen Zunftzeichen eine große Anzahl unterschiedlichster Variationen entwickelt haben. Das zeigen schon wenige Klicks im Internet. Dass die Brezel – in der untersten Reihe des Baumes – das Bäckerhandwerk symbolisiert und das Motiv eines Rinderkopfes mit zwei gekreuzten Beilen daneben auf den Beruf des Fleischers verweisen, wird sich zwar jeder denken können.Jedes Kind wird auch darauf kommen, dass Gießkanne, Rechen und Spaten in der zweiten Reihe von unten einem Gärtner zuzuordnen sind und das Bild des Autos daneben dem Kfz-Handwerk – auch wenn das Automobil zur Zeit der Zünfte natürlich noch lange nicht erfunden war.Mit den beiden gekreuzten Schlüsseln daneben werben die Schlosser und außen weisen Hammer und Amboss auf das Schmiedehandwerk hin.Was heißt die Vier mit Füßen? 

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„Lorsch hat uns“, heißt es auf der großen Infotafel beruhigend, mit der der Gewerbeverein in der Heppenheimer Straße auf Leistungen seiner Mitglieder hinweist. BILD: NEU

Aber was bedeutet zum Beispiel das Zunftzeichen in der Mitte des Lorscher Baumes? Für Laien sieht das Symbol wie eine Ziffer, eine Vier, mit Beinen und Füßen aus. Es handelt sich dabei um ein jahrhundertealtes „Logo“, nämlich das der Steinmetze und Bildhauer. Auch an manchen alten Kirchenbauten sind ähnliche Zeichen noch zu finden, mit denen die Handwerker ihr Objekt kennzeichneten.

Das Wappen rechts daneben ist das der Tischler und Schreiner. Ganz außen symbolisiert ein goldfarbenes Becken die Arbeit von Barbieren und Friseuren. Das rot-weiß gestaltete Wappen links außen zeigt eine Kelle und weiteres Werkzeug der Maurer.

In der Reihe darüber symbolisieren Leitungen und ein Blitz das Elektrikerhandwerk. Das stilisierte rote „M“ daneben ist ein Zeichen für die Maler. Es schließt sich mit Kelle, Zirkel und Winkel das Wappen der Stuckateure an und außen sind vier über Kreuz liegende Werkzeuge des Glasers zu sehen.

Die Dreier-Reihe oben beginnt mit dem Motiv eines Löt- und eines Treibhammers, das auf Klempner und Installateure verweist. In der Mitte wird mit einem Sattel die Zunft der Sattler und Polsterer dargestellt, außen mit einer stilisierten Kamera der Beruf des Fotografen.

Gleich unter dem allgemeinen Zunftabzeichen an der Spitze ist links das Wappen der Dachdecker angebracht, daneben das Symbol der Zimmerer.

Im Mittelalter, als sich Handwerker zu Zünften zusammenschlossen, durfte als Handwerker nur arbeiten, wer einer Zunft angehörte. Die Zunftordnung, das jeweilige Wappen war Erkennungszeichen, bestimmte Preis und Qualitätsstandard.

Eine moderne Werbetafel hat der Gewerbeverein vor einigen Jahren in der Heppenheimer Straße zwischen Wohngebieten aufgestellt – mit kurzen Texten und Kontaktadressen zu verschiedenen Betrieben. sch