REICHENBACH Reichenbach ist als größter Lautertaler Ortsteil der Mittelpunkt der Großgemeinde und Sitz der Verwaltung. Das Dorf feierte 2012 sein 1000-jähriges Bestehen. 1012 soll eine dorfähnliche Ansiedlung an der Lauter bestanden haben. Vor fast 2000 Jahren waren bereits die Römer dort und ließen jede Menge bearbeitete Steine im Felsbergwald zurück. Das Felsenmeer mit seinem Informationszentrum ist heute eine der bedeutendsten Touristenattraktionen in der Region. Die neuzeitliche Steinverarbeitung war wie in den anderen Lautertaler Ortsteilen lange Jahre Hauptarbeitgeber in Reichenbach, ist aber in den vergangenen Jahren stark rückläufig. Zahlreiche Handwerksund Gewerbebetriebe bieten Arbeitsplätze vor Ort.     

Reichenbach ist der Mittelpunkt -2
Blick auf Reichenbach: die evangelische und katholische Kirche. BILDER: LOTZ/KOE

Neben dem Reichenbach münden noch weitere Wasserläufe in die Lauter. Diese große Anzahl an Bächen führte wohl zu dem Ortsnamen Reichenbach. Der 1901 erbaute Ohlyturm auf dem Felsberg (514 Meter) markiert den höchsten Punkt der Gemarkung Reichenbach. Sehenswerte Naturdenkmale sind der Hohenstein, der Borstein und der Teufelsstein. Am Hohenstein wurde im 19. Jahrhundert Kupferbergbau betrieben, der 1944 endete.

Von der von Bensheim nach Lindenfels führenden Bundesstraße 47 zweigt in der Ortsmitte die Landesstraße L 3098 ab und führt über Beedenkirchen in Richtung Darmstadt, was nicht nur für Touristen von Bedeutung ist, sondern auch für die zahlreichen Pendler. Die Kreuzung am Marktplatz Reichenbachs wird überragt von der 1748 erbauten evangelischen Kirche. Zusammen mit dem alten Rathaus (1840), dem Traditionsgasthaus Zur Traube (1369 erstmals erwähnt, seit 1776 Gasthaus) und dem neuen Marktplatzbrunnen (2021) besteht hier ein attraktiver Ortsmittelpunkt. Die früher offen fließende Lauter wurde leider der Straßenverbreiterung geopfert. Ein weiteres interessantes Gebäude ist der Granitbau der 1902 erbauten Alten Schule. Die „neue“ Schule wurde 1955 eingeweiht.

Groß ist das Angebot an Vereinen, darunter der Verschönerungsverein Reichenbach, der zahlreiche Anlagen und Anpflanzungen gestaltet und pflegt. Vor allem die ältere Generation freut sich über die zahlreichen Ruhebänke. Den Grundbedarf befriedigen verschiedene Geschäfte oder Filialen größerer Unternehmen. Für die 2573 Einwohner des Ortsteils spricht der Ortsbeirat mit Ortsvorsteher Alfred Hogen. Walter Koepff

Eine Gemeinde mit vielen Gesichtern

Ehemals eigenständige Dörfer sind heute Ortsteile der Großgemeinde Lautertal

Kommt man nach Lautertal von Bensheim über die Nibelungenstraße, so reihen sich zunächst die vier Ortsteile Elmshausen, Reichenbach, Lautern und Gadernheim wie Perlen an der Schnur entlang der B47. Nördlich der Hauptverkehrsader sind deutlich höher gelegen Beedenkirchen mit Wurzelbach, Staffel und Schmal-Beerbach zu finden. Wer sich nach Süden orientiert, trifft auf den Odenwaldhöhen neben Raidelbach, Breitenwiesen auf Knoden und Schannenbach. Lautertal ist umgeben von den Gemeinden Lindenfels, Fürth, Heppenheim und Bensheim sowie den Kommunen Seeheim-Jugenheim und Modautal (Landkreis Darmstadt-Dieburg).

Die an der Neunkircher Höhe (605 Meter) entspringende Lauter war Namensgeber für die am 31. Dezember 1971 im Rahmen der hessischen Gebietsreform aus zunächst fünf einst selbstständigen Dörfern gebildete Großgemeinde. Das waren Elmshausen, Reichenbach, Lautern und Gadernheim sowie Beedenkirchen. Knoden mit Breitenwiesen sowie Schannenbach kamen per Gesetz am 1. August 1972 hinzu. Auch der Weiler Schmal-Beerbach kam durch Verordnung nach Lautertal und musste dazu sogar den Landkreis Darmstadt-Dieburg verlassen. Im Jahr 2020 hatte Lautertal etwa 7150 Einwohner. Diese sind in zahllosen Vereinen engagiert, seien es die Freiwilligen Feuerwehren, Sportvereine, Verschönerungsvereine, Musik- und Gesangvereine, Kulturvereine und Naturvereine sowie das DRK-Lautertal.

Vorschulisches und schulisches Angebot ist in mehreren Ortsteilen vorhanden. Auch wenn in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Gasthäuser verschwunden sind, gibt es immer noch ein abwechslungsreiches gastronomisches Angebot.