Kronen hat Stefanie Kippenhan schon einige getragen. Die 28-Jährige aus Hirschberg war – damals noch unter ihrem Mädchenname Keller – zunächst Schriesheimer Weinprinzessin, danach Weinkönigin und kurze Zeit später wurde sie zur Bereichs-Weinprinzessin der Badischen Bergstraße gewählt.Bei der Eröffnungszeremonie der Winzerwoche im vergangenen Jahr, die Corona-bedingt nur im kleinen Kreis und ohne Publikum stattfand, setzte ihr Vorgängerin Heike Knapp das symbolträchtige Schmuckstück auf. Damit war die gelernte Verwaltungsfachangestellte, die aus einer alteingesessenen Winzer-Familie stammt und gemeinsam mit Ehemann Georg, Techniker für Weinbau und Önologie (Kellerwirtschaft), im Nebenerwerb ein fünf Hektar großes Weingut in Ritschweier betreibt, die 69. Bergsträßer Gebietsweinkönigin.

„Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen der hessischen und der badischen Weinstraße wie Böden und Klima, und die Zusammenarbeit der Genossenschaften in Heppenheim und Schriesheim ist gut“, bestätigt die Hoheit, deren Wurzeln im benachbarten Bundesland liegen und die auf ein profundes Wein-Wissen zurückgreifen kann. Schließlich hat ihr Großvater eigene Weinberge und bis 1998 eine Gastwirtschaft betrieben, in der er vor allem seinen Hauswein ausschenkte.

Und, mittlerweile dürfte es sich herumgesprochen haben: Stefanie Kippenhan, die seit dem 1. April als Standesbeamtin bei der Stadt Heppenheim tätig ist und seit 2018 der Jungwinzerinnen-Vereinigung „Vinas“ angehört, geht in die Verlängerung. „Es ist mir eine große Ehre, dass der Weinbauverband Hessische Bergstraße mir ein weiteres Jahr sein Vertrauen schenkt und ich werde alles tun, um den Bergsträßer Wein und die Region angemessen zu repräsentieren. Das Ehrenamt der Gebietsweinkönigin ist eine Herzenssache und ich freue mich darauf, viele neue Menschen kennenzulernen“, lässt die sympathische Queen keinen Zweifel daran, dass von Amtsmüdigkeit bei ihr keine Rede sein kann.

Mit anderen Worten: Stefanie darf die Krone ein weiteres Jahr tragen. Die zweite gute Nachricht: Das Winzerfest wird nach zweijähriger Pause endlich wieder live an neun Tagen gefeiert. 2023 stehen dann laut Verbandsvorsitzendem Otto Guthier einige Bewerberinnen für das Amt der Weinkönigin in den Startlöchern, die derzeit noch mitten im Studium oder der Ausbildung stecken und die Anfrage aus Zeitgründen ablehnen mussten.

„Ich habe das Winzerfest schon früher oft mit Freunden besucht“, sagt die amtierende Königin, die sich riesig auf ihre erste Teilnahme beim Winzerfestumzug und das „besondere Flair und die Musikkapellen“ freut. Im Krönungsjahr 2021 waren Umzug und alle übrigen Veranstaltungen wie Seniorennachmittag oder Tag der Betriebe tabu: Corona führte Regie.

Wie es Tradition ist, so wird die Hoheit auch 2022 den Zuschauern von einem festlich geschmückten Festwagen aus zuwinken. „Ich werde drei Kinder an meiner Seite haben, das Patenkind meines Mannes, die Tochter meiner Cousine und der Sohn meines Cousins“, verrät sie lachend. Gezogen wird das Vierergespann von einer Zugmaschine, die von Ehemann Georg gesteuert wird.

All zuviel Gelegenheit, sich in einer pompösen Robe zu zeigen, hatte Stefanie Kippenhan im ersten Jahr ihrer Regentschaft nicht. Trotzdem zählt sie einige Highlights auf und schwärmt beispielsweise von der Verabschiedung des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier, vom Ball des Weines in Wiesbaden mit der deutschen Weinkönigin (beides im Frühjahr 2022), der Weinlagenwanderung an der Seite von Landrat Christian Engelhardt, ihrer Teilnahme bei der Landes- und -sektprämierung 2021 und dem Heppenheimer Weinmarkt.

Letzterer wird ihr vor allem wegen eines unglücklichen Stolperers in Erinnerung bleiben: Noch vor der Eröffnung rutschte sie auf einer nassen Treppe aus und zog sich beim Sturz eine tiefe Wunde am Bein zu. Es folgte eine Nacht im Kreiskrankenhaus, wo die Verletzung genäht werden musste. Zurück blieb eine fünf Zentimeter lange Narbe.

Vor wenigen Tagen flatterte eine Einladung des neu gewählten Ministerpräsidenten Boris Rhein ins Haus. Der Bouffier-Nachfolger will alle hessischen Hoheiten kennenlernen. „Und es kommen hoffentlich noch mehr Feste und Begegnungen“, wünscht sich die Regentin.

Aber sogar den Online-Weinproben aus dem Vorjahr kann Stefanie Kippenhan etwas Gutes abgewinnen: Die Zielgruppen reichten bis ins europäische Nachbarland „und man konnte es sich mit unseren Weinpaketen zu Hause auf dem Sofa so richtig gemütlich machen.“ gs
 

TV-Zuschauer wählen Deutsche Weinkönigin

Das Deutsche Weininstitut (DWI) und der SWR haben sich gemeinsam auf ein moderneres Format für die Wahl der Deutschen Weinkönigin verständigt: Erstmals können die Zuschauer der TV-Sendung, des Livestreams oder im Saal selbst mitbestimmen, wer die 74. Deutsche Weinkönigin wird.

Sie haben die Wahl zwischen den drei Kandidatinnen, die von der Jury in einer ersten Abstimmung vorausgewählt werden. Das soll mehr Transparenz bei der Wahlentscheidung schaffen.

In diesem Jahr nehmen nur acht Bewerberinnen an der Wahl teil. Dies liegt daran, dass viele Gebietsweinköniginnen aufgrund der Pandemie schon mehrere Jahre im Amt waren und zum Teil bereits für die Wahl der Deutschen Weinkönigin kandidiert hatten. Aufgrund der verringerten Teilnehmerinnenzahl werden nach der Vorentscheidung in diesem Jahr nur fünf anstelle der üblichen sechs Kandidatinnen ins Finale einziehen. Die Auswahl der Finalistinnen wird die rund 70-köpfige Jury wie bereits in den beiden vergangenen Jahren auf digitalem Weg treffen.

Die Vorentscheidung findet am 24. September im Saalbau von Neustadt an der Weinstraße statt. Für die Hessische Bergstraße ist Stefanie Kippenhan dabei. tr

  

Zur Person: Stefanie Kippenhan

Bergsträßer Gebietsweinkönigin geht in die Verlängerung-2

● Am 30. September kämpft die Bergsträßer Gebietsweinkönigin in Neustadt/Weinstraße mit sieben weiteren Konkurrentinnen um den Titel der Deutschen Weinkönigin.

● Bei einem dreitägigen Vorbereitungsseminar im August lernten sich die Hoheiten kennen, trafen sich in der Villa Böhm zum Fotoshooting und wurden auf den großen Tag vorbereitet. Der Vorentscheid wird am 24. September in einer Aufzeichnung gesendet. Das Finale wird live übertragen. Schon jetzt ist klar, dass Stefanie I ihr Bestes geben wird: „Ich bin ein ehrgeiziger Mensch und bereite mich akribisch vor.“

● An warmen Sommertagen bevorzugt die Gebietsweinkönigin der Jahre 2021/2022 und 2022/2023 beispielsweise einen Roten Riesling, dem „Botschafter der Hessischen Bergstraße. Es kommt aber immer auf die Situation an – das kann auch Mal ein spritziger Weißwein oder ein leichter Rotwein sein“, verrät die 28-Jährige, die gleichzeitig von der Vielfalt der Rebsorten schwärmt: „Es ist alles Geschmackssache.“

● Neben Beruf, Ehrenamt und der Arbeit mit ihrem Ehemann im gemeinsamen Weingut – angebaut werden unter anderem die Sorten Weiß- und Spätburgunder, Gewürztraminer, Chardonnay, Müller Thurgau und Cabernet Jura – backt und näht Stefanie Kippenhan gern in ihrer eng bemessenen Freizeit. Dass sie erstmals in der Geschichte des Weinbauverbandes Hessische Bergstraße zwei Jahre in Folge Wein und Region repräsentiert „macht mich schon ein wenig stolz. Der Wein ist ein hochwertiges Naturprodukt und die Arbeit der Winzer ein harter Knochenjob.“ gs