Nicht nur Weinfreunde haben mittlerweile leichte Entzugserscheinungen: Zwei Jahre musste Bensheim auf das Bergsträßer Winzerfest in seiner klassischen Form verzichten – die Pandemie verhinderte eine normale Ausrichtung.Der Verkehrsverein bot zwar erfolgreich Alternativen an, mit dem Original messen konnten sie sich aber nicht. Entsprechend groß ist nun die Vorfreude in der Stadt. Vom 3. bis 11. September kann die 84. Auflage des größten Weinfests in Südhessen gefeiert werden. Mit dabei sind fast alle Klassiker, verzichten müssen die Besucher allerdings auf das traditionelle Brillant-Feuerwerk. Das fällt in erster Linie der Trockenheit zum Opfer – und einer kommunalpolitisch angestoßenen Prüfung, ob das Himmelsspektakel noch zeitgemäß ist und welche Optionen es stattdessen gibt.

„Es ist wichtig, dass wir jetzt unser Winzerfest feiern. Es ist eine Traditionsveranstaltung, die die Menschen zusammenbringt“, betont Verkehrsvereins-Vorsitzender Thomas Herborn. Am Grundkonzept haben die Verantwortlichen nicht gerüttelt. Das Winzerdorf bleibt das Herzstück mitten auf dem Marktplatz, die Fußgängerzone wird zur Flanier- und Festmeile. Zwischen Beauner Platz und Rinnentor lädt der Rummelplatz zum Verweilen oder zu einer wilden Fahrt ein. Am Samstag (3.) wird das Fest ab 18.30 Uhr auf dem Marktplatz offiziell eröffnet. Bevor es im Winzerdorf ans Eingemachte geht, sind die Ehrengäste ins Bürgerhaus eingeladen, das erstmals seit 2017 wieder zur Verfügung steht.

Der Sonntag (4.) steht nicht nur im Zeichen des Festzugs. Vormittags präsentiert sich die Heimatvereinigung Oald Bensem mit ihren Gästen bei einer ökumenischen Morgenfeier in der Kirche Sankt Georg. Um 11 Uhr wird zum Empfang der Bürgerwehren in den Walderdorffer Hof eingeladen. Der Festzug startet um 14 Uhr, an der Streckenführung hat sich nichts geändert. Losmarschiert wird an der Carl-Orff-Straße, über die Darmstädter Straße geht es ins Zentrum. Etwas mehr als 80 Zugnummern werden sich durch die Straßen schlängeln.

Der Tag der Betriebe (5.) ist ein Klassiker, über den man keine Worte mehr zu verlieren braucht. Ein weiterer Höhepunkt ist die traditionelle Gebietsweinprobe, die es erstmals seit 2017 wieder geben wird. Seitdem stand das Bürgerhaus nicht zur Verfügung. Gleichzeitig ist der Winzerfest-Freitag der Tag der Jugend mit einer Extra-Bühne im Bereich der Stadtmühle. Zum Abschluss am Sonntag, 11. September, haben von 13 bis 18 Uhr die Geschäfte geöffnet. Ein wesentlicher Bestandteil des Winzerfests, vom Wein abgesehen, ist die Live-Musik. Im Winzerdorf und am Bürgerwehrbrunnen werden während der neun Tage verschiedene Bands auftreten.

„Wir freuen uns, dass es endlich wieder losgeht“, sagt Thomas Herborn. Einziger Wermutstropfen: Der Verein wird für die Ausrichtung tiefer in die Tasche greifen müssen. Inflation und allgemeine Preissteigerung machen sich bemerkbar. Aber davon wollen sich die Organisatoren nicht die Stimmung vermiesen lassen. dr