Eine denkmalgeschützte Scheune aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Dicke Natursteinmauern, Lehmboden, Heuballen und Holzgiebel. Und das ganze Jahr über konstant kühle Temperaturen. Ein ideales Klima für den Wein.Mit vier Kisten hat alles angefangen. Es war im Oktober 2020, als Susanne Höser auf ihrem Grundstück an der oberen Bachgasse die ersten Flaschen angeboten hat. Direkt am Entrée zum Staatspark Fürstenlager. Da der Hof schon während der Blütezeit der ehemaligen Sommerresidenz der Landgrafen und Großherzöge von Hessen-Darmstadt wahrscheinlich zu dessen Versorgung beigetragen hatte, lag nicht nur die Idee nahe, den Gästen auf dem Weg ins Grüne – oder bei der Rückkehr – eine gute Flasche Bergsträßer Wein anzubieten.

Mittlerweile hat sich der Weinhandel „Frihmess“ zur Bühne des Anbaugebiets gemausert. Die Hessische Bergstraße ist nahezu vollständig vertreten. Die Kollektion bleibt weiterhin dynamisch. „Wir bauen das Sortiment stetig weiter aus“, so die Inhaberin, die im benachbarten Kulturdenkmal lebt.

Die kleine Hofanlage neben dem ehemaligen Jägerhaus mit der quergestellten Scheune zeigt dekoratives Fachwerk und kunstvolle Schnitzerei. Vor dem Haus zwei Brunnentröge aus Sandstein. Ein altes landwirtschaftliches Gehöft, wo der Bergsträßer Wein eine neue Bühne gefunden hat. Rustikal, aber authentisch, und von einer ganz besonderen Atmosphäre, die dem Kulturgut Nummer eins bestens zu Gesicht steht. Eine schöne Kulisse zum Stöbern und Verkosten.

Der obere Teil der Bachgasse wird traditionell als Frihmess bezeichnet, weil dort die älteste Kirche Auerbachs gestanden hat. Daher hatte der Graf von Katzenelnbogen den lokalen Geistlichen eine sogenannte Weingülte gewährt – also eine Abgabe in Rebensaft, damit diese sonntags eine Frühmesse abhalten und für das Seelenheil der Auerbacher beten konnten.

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Bei „Frihmess“ gibt es neben Wein auch andere lokale Spezialitäten – und Ritterspielzeug der Manufaktur Vah. | Bilder: Thomas Neu
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An der Bachgasse 101 finden Touristen und Einheimische heute weniger geistliche, denn geistige Genüsse der besonderen Art. Nämlich das größte und vielfältigste Angebot an Bergsträßer Weinen an einem Ort. Darüber hinaus gibt es ein breites Sortiment an regionalen Produkten: Heppenheimer Spirituosen, Lorscher Tabak, Lampertheimer Dosenwurst, Auerbacher Honig und Bergsträßer Kaffee. Dazu Gin aus Südhessen, Bier aus einer regionalen Mikro-Brauerei und heimatlichen Cider im französischen Stil.

Über ein Dutzend Bergsträßer Weingüter sind bereits vertreten, Tendenz steigend. Verkauft wird zu Erzeugerpreisen. Hinzu kommt eine kleine Auswahl an überregionalen Weinen: ein bisschen Rheingau, ein wenig Italien und ein paar Flaschen aus dem Burgund. Schließlich ist Beaune eine Partnerstadt Bensheims. Verkauft wird aus der Scheune heraus oder über ein eigenes Weintaxi, das alle Bestellungen aus dem Gebiet zwischen Heppenheim und Darmstadt versandkostenfrei ausliefert. Die Zustellung erfolgt in der Regel innerhalb einer Woche im Rahmen der hauseigenen Sammeltouren. Ein Service, der während der Pandemie viele Freunde gefunden hat.

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Die Scheune hat Flair und Charakter. Alle Weine werden in Holzkisten präsentiert. Einige sind offen zu verkosten. Im letzten Jahr wurden vor Ort bereits kleinere Weinproben veranstaltet. Solche Events sollen künftig häufiger stattfinden, verrät Susanne Höser, die ihre Wein-Leidenschaft praktisch von zu Hause aus in eine eigene Geschäftsidee übersetzt hat. Man spürt das tiefe Interesse für die Weine und ihre Erzeuger.

Die Winzer sind ihr allesamt persönlich bekannt. Das steigert die Beratungsqualität und schafft gegenseitiges Vertrauen. Denn für die Bergsträßer Betriebe ist „Frihmess“ eine weitere Plattform für den Vertrieb ihrer Produkte, die – so heißt es immer wieder – vor allem in der Heimat getrunken werden. Susanne Höser sieht ihren Handel aber auch als Chance, um regionale Spezialitäten über die Fürstenlager-Kundschaft überregional bekannter zu machen. Eine klassische Win-win-Situation.

Und wie schauen die Pläne für die Zukunft aus? In diesem Jahr sind einige Events geplant. In Kooperation mit dem benachbarten Café Luise ist eine Verkostungsreihe vorgesehen, bei der jeweils ein Bergsträßer Weingut mit einem passenden 3-Gänge-Menü präsentiert wird. Den Anfang macht am 8. Juli das Weingut Schloss Schönberg aus Bensheim. Aufgrund der Corona-Pandemie sind die Plätze begrenzt. Außerdem bemüht man sich um eine Ausschankerlaubnis und will die alte Scheune etwas herrichten. Der individuelle Charme soll aber unbedingt erhalten bleiben. Richtig so. Denn je länger man sich dort umschaut, desto deutlicher wird: Eigentlich ist alles gut so, wie es ist. Thomas Tritsch

Kontakt

Weinhandel Frihmess
Bachgasse 101, 64625 Bensheim-Auerbach
Telefon: 0152/32766585
E-Mail: jaegerhaus-fuerstenlager@gmx.de
www.weinhandel-frihmess.de
Geöffnet freitags und samstags von 15 bis 19 Uhr.