Bergstraße. Geht es nach der Bahn, wird die neue ICE-Trasse durch das Kreisgebiet in wesentlichen Teilen oberirdisch geführt. Geht es nach der Region, soll die sogenannte Konsenstrasse realisiert werden, deren wesentlicher Stützpfeiler ein bergmännischer Tunnel vom Bensheimer Stadtteil Langwaden im Norden bis südlich von Lorsch ist.

Für diese Variante hatte die Bahn bereits 2017 Kosten in Höhe von 330 Millionen Euro errechnet. Aktuelle Kostenkalkulationen präsentierten die Planer in diesem Jahr im Rahmen von Sitzungen des Projektbeirates und einer digitalen Bürgerinformationsveranstaltung im Sommer. Diese virtuelle Runde bildete auch den Rahmen für die Präsentation erster Visualisierungen der Bahn, wie eine Streckenführung nach ihren Vorstellungen bei Langwaden beziehungsweise zwischen Lorsch und Einhausen aussehen könnte.

Bei dieser Gelegenheit machten die Planer der Bahn auch ihre Position deutlich, wonach der von der Region geforderte lange bergmännische Tunnel „aus schallschutztechnischen Gründen nicht notwendig“ sei und daher aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus nicht infrage komme. „Wir agieren hier mit Steuergeldern. Und die sind auch für den Verkehrsbereich endlich“, so BahnProjektleiter Jörg Ritzert.

Um finanzielle Fragen ging es auch bei den Sitzungen des Projektbeirates. In deren Rahmen stellte die Bahn Kostenberechnungen vor, mit welchen Beträgen partielle Verlängerungen der von ihr geplanten Tunnel zu Buche schlagen würden – allerdings jeweils nicht in bergmännischer Bauweise ausgeführt (also unterirdisch gebohrt), sondern in offener Bauweise, bei der –grob umschrieben – für die Gleise ein breiter Trog gegraben wird, der nachträglich wieder einen Deckel erhält. Die Mehrkosten für einen verlängerten Tunnel entlang der Einhäuser Wohnbebauung betrügen nach Berechnungen der Bahn 85 Millionen Euro. Und würde der Tunnel bei Einhausen gar schon nördlich des Ortes in Höhe der Autobahnbrücke der Kreisstraße 65 beginnen, kalkuliert die Bahn mit 127 Millionen Euro.

Außerdem: Ein Lückenschluss der Untertunnelung westlich der A 67 zwischen Lorsch und der im Wald beginnenden unterirdischen Streckenführung in Richtung des Lampertheimer Stadtteils Neuschloß würde zu Mehrkosten von 92 Millionen Euro führen.

Im Blick auf den Lärmschutz in Langwaden kommt die Bahn zu dem Ergebnis, dass die Grenzwerte für alle Bewohner (ohne passiven Lärmschutz wie beispielsweise Schallschutzfenster) eingehalten werden könnten, wenn auf 2,4 Kilometern Länge Schallschutzwände mit einer Höhe von 13 Metern errichtet würden. Die Kosten dafür schätzt die Bahn auf 23 Millionen Euro. Von Kai Segelken