Bensheim. Und plötzlich war die Brücke weg: Am 18. März entging Bensheim nur knapp einem schlimmeren Unglück. Ein Lastwagen hatte mit ausgefahrenem Kranausleger die Brücke gerammt und zum Einsturz gebracht. Verletzte gab es bei dem Unfall glücklicherweise nicht.

Der Fahrer kam mehr oder weniger mit dem Schrecken davon, zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes befanden sich weder andere Autos in Reichweite noch waren Fahrradfahrer und Fußgänger in dem Bereich unterwegs. Auch auf dem Steg, der den Parkplatz am Badesee mit dem Haupteingang der Halle verbindet, befand sich niemand.

Stundenlang gesperrt

Die Aufräumarbeiten gestalteten sich schwierig. Ein Teil der Konstruktion lag auf dem Führerhaus des Lkw, die vielbefahrene Straße musste stundenlang gesperrt werden. Schließlich lösten zwei Kräne das Problem, an ihren Steilseilen baumelnd wurde der Steg zur Seite gehoben, Unterstützung gab es durch das Technische Hilfswerk.

Doch in den ersten Minuten nach der Alarmierung konnte noch niemand das Ausmaß abschätzen. Ein Großaufgebot der Einsatzkräfte eilte zur Unfallstelle. Feuerwehr, DRK, Polizei, Stadtpolizei, Ordnungsamt und Mitarbeiter des zuständigen Zweckverbands Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB) waren vor Ort.

Nachdem feststand, dass der Zwischenfall glimpflich ausgegangen wir, ging es um handfeste Überlegungen, was mit der Konstruktion passieren sollte – und wer für die Schäden aufkommt. So ging es in der Folge zunächst darum, die Schadensersatzansprüche geltend zu machen. Ein langwieriger Prozess, der sich vom Frühjahr bis in den Herbst erstreckte. Im September teilte der KMB mit, dass von der gegnerischen Versicherung sämtliche Kosten der Bergung am Unfalltag inklusive der bisher angefallenen Ausgaben, die sich auf rund 22000 Euro belaufen, übernommen werden.

Zudem habe die Versicherung die Übernahme der Kosten für die exakte Schadensermittlung am Bauwerk sowie der Erstellung einer Sanierungsplanung zugesagt. Das ursprünglich mit dem Bau betraute Ingenieurbüro erhielt danach – „unverzüglich“, so der Zweckverband – den Auftrag, einen Sanierungsplan zu erstellen.

Vor allem Geländer betroffen

Nach Auskunft des Büros betreffen die Schäden an der Brücke in den überwiegenden Fällen nur die Geländerkonstruktion und das Randrohr, das keine statische Funktion hat. Es diene als „optisches“ Element des Brückenentwurfes. Dort seien einige verbogen und müssten ausgetauscht werden. Die Reparatur der Betonkonstruktion der Auflager, die einige Schäden aufweisen, könnten unabhängig davon bearbeitet werden.

Weil frühzeitig feststand, dass es keinen komplett neuen Steg braucht, konzentrierten sich die Bemühungen auf die Sanierung. Kritik gab es allerdings sowohl aus der Bevölkerung als auch aus der Kommunalpolitik und vom Fahrradclub ADFC, weil der 24 Tonnen Koloss seit März den Radweg am Berliner Ring blockiert.

Dorthin hatten die Kräne das Brückenelement gehoben. Auch zum Jahresausklang hat sich am Ist-Zustand nichts geändert – allerdings gibt es Licht am Ende des nicht vorhandenen Tunnels. KMB-Geschäftsführer Frank Daum teilte Mitte Dezember mit, dass zwei Angebote von Metallbaubetrieben der gegnerischen Versicherung zur Prüfung und Zustimmung vorliegen. „Sobald wir eine positive Rückmeldung erhalten, werden wir den Auftrag erteilen. Dann muss noch ein Schwertransport genehmigt werden, denn die Brücke muss zum Zwecke der Sanierung und Instandsetzung abtransportiert werden“, betonte Daum. Er hoffe, dass es bald soweit ist.

Rund 14 Jahre hatte die Brücke auf dem Buckel, bevor ihr der Lkw zu nahe kam. Mit einem Schwertransport aus der Ober-Lausitz kam die städtische Neuanschaffung im Juli 2008 an den Berliner Ring, um den Parkplatz mit dem Haupteingang der Weststadthalle zu verbinden. Der alte Steg war zuvor mehr als eineinhalb Jahre gesperrt, da im Zuge von Überprüfungen Schäden durch einen Pilzbefall an den tragenden Holzleimbindern festgestellt worden waren. Dirk Rosenberger