Bensheim. Auf dem Festplatz am Berliner Ring steht seit dem Frühjahrein Zeltdorf für Geflüchtete aus der Ukraine. Die drei Großraumzelte können bis zu 1000 Personen aufnehmen. Das Camp wurde als zentrale Anlaufstelle errichtet.

Neben den Schlafzelten mit Stockbetten und Spinden gibt es ein Zelt für Catering, Betreuung und soziale Aktivitäten sowie ein Quarantänezelt. Im Eingangsbereich sind ein Info-Punkt und ein Pavillon für die Registrierung aufgestellt.

Hinzu kommen die Sanitärcontainer mit WC und Duschen, die hinter den Schlafstätten zum Sportpark West hin aufgebaut wurden. In weiteren Containern sind fest installiert 36 Waschmaschinen und 18 Trockner untergebracht.

Im Herbst teilte Landrat Christian Engelhardt mit, dass die Unterkünfte winterfest gemacht werden müssen, weil die provisorische Einrichtung offenbar noch lange nicht ausgedient hat. Im Sommer hieß es zunächst, dass die Zelte vorerst nicht mehr benötigt würden, sobald alle Bewohner nach Lindenfels in das ehemalige Luisenkrankenhaus umgezogen sind. Dies war Ende Juni, Anfang Juli der Fall.

Leere Betten gab es auf dem Gelände danach allerdings nicht, das Zeltdorf blieb durchgängig belegt. „Die Annahme, dass die Zahl der Menschen, die aus der Ukraine flüchten, abnimmt, ist nicht eingetreten, auch ist derzeit keine Rückkehr der Menschen in ihre Heimat in größerem Umfang zu verzeichnen“, erläuterte der zuständige Dezernent Matthias Schimpf Anfang Oktober die Hintergründe. Da derzeit Unterkünfte auf dem Markt schwer zu bekommen seien, sowohl größere als auch Wohnungen, sei die durchgehende Belegung notwendig geworden.

Ehrenamtliche kümmern sich

Betrieben wird die Einrichtung vom Deutschen Roten Kreuz. Der Verein Wir sind Bergstraße, das Familienzentrum und weitere ehrenamtliche Akteure kümmern sich von Anfang an um die Menschen auch in den Zelten und versorgen diese mit Spenden, unterstützen bei Behördengängen und helfen bei alltäglichen Anliegen.

Die Unterbringung von Geflüchteten wird Bensheim auch in den nächsten Jahren beschäftigten. Daher sind im Haushalt 500000 Euro vorgesehen, um anerkannten Asylbewerbern, die vom Kreis zugewiesen werden, Wohnraum zur Verfügung stellen zu können - sei es in Containern oder in Gebäuden, was allerdings ein schwieriges Unterfangen werden könnte. Unabhängig davon dürfte das Zeltdorf weiterhin vom Kreis genutzt werden, um Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, kurzfristig ein Dach über dem Kopf anbieten zu können. dr


Moderne Sirenen

Katastrophenschutz: Die Feuerwehr rüstet massiv auf

Bensheim. Wenn Sirenen im Notfall selbst zur Katastrophe werden, läuft etwas gewaltig schief - so geschehen beim bundesweiten Warntag im September 2020. Statt standesgemäß zu warnen, blieben viele Anlagen stumm, auch in Bensheim. Bei der zweiten Auflage im Dezember dieses Jahres war es nicht ganz so still und soll es künftig auch nicht mehr sein.

Die Bensheimer Feuerwehr hat jedenfalls für die Zukunft vorgesorgt und die richtigen Weichen gestellt, vor allem, weil man sich mit der Thematik nicht erst seit dem gefloppten Warntag 2020 oder der Flut im Ahrtal befasst. Ein von der Stadtverordnetenversammlung abgesegnetes Sirenenkonzept sieht die Modernisierung der Anlagen bis 2026 vor - sofern alles reibungslos läuft und Fachfirmen verfügbar sind.

Dadurch können die alten Motorsirenen, die mit einem Ventilator laufen, durch eine elektronische Variante ersetzt werden. Diese haben eine bis zu einem Drittel größere Reichweite, funktionieren dank eines Akkus auch bei Stromausfall noch 72 Stunden bei zehn Alarmierungen und ermöglichen individuelle (und somit bei Bedarf mehrsprachige) Ansagen. Außerdem können wir damit sämtliche Warnsignale abspielen", erklärte Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn bereits bei einem Gespräch mit dieser Zeitung.

Um das komplette Stadtgebiet abzudecken, sind laut einer sogenannten Beschallungsanalyse 25 Anlagen notwendig, die entweder umgebaut oder komplett neu errichtet werden müssen. In dieser Zahl enthalten sind die Sirenen auf dem Parkhaus Süd, dem Feuerwehrstützpunkt und dem Rathausdach. Feuerwehr- und Parkhaus wurden schon umgestellt, der Auftrag für den Verwaltungssitz in der Kirchbergstraße ist erteilt und soll demnächst umgesetzt werden.

Im Westen von Bensheim und in Auerbach weist das Netz nach Angaben der Fachleute erhebliche Lücken auf, weil es nicht an die wachsende Bebauung angepasst worden sei. Aus diesem Grund hat die Feuerwehr eine Prioritätenliste erstellt. An Position eins steht die Mastsirene in der Mierendorfstraße 20 am Hochbehälter in Auerbach. Danach kommt die Anlage auf der Joseph-Heckler-Schule an die Reihe, bevor es in Absprache mit der Fachfirma in die Stadtteile geht.

Die Kosten für das Großprojekt belaufen sich - Stand jetzt - auf insgesamt 560 000 Euro, aufgeteilt auf die Haushaltsjahre 2023 und 2024.

Aber nicht nur mit den Sirenen haben sich die Bensheimer Experten befasst. Sie haben außerdem ein Stufenkonzepterstellt für den Fall eines größeren, länger andauernden Stromausfalls. ,,Wir planen für den Fall, der hoffentlich nie eintritt", betonte Karn.

Angeschafft werden unter anderem Stromerzeuger für die Feuerwehrgerätehäuser in den Stadtteilen, damit diese im Ernstfall autark betrieben werden können. Hinzu kommen der Aufbau einer Kraftstoffreserve, diverses Material und ein neues Lager. dr