Bensheim. Das Jahr 2022 war ein Jahr der Comebacks, der „ersten Male“ seit Beginn der Corona-Pandemie. Viele Feste konnten nach der Zwangspause endlich wieder gefeiert werden – und das in der Regel in gewohnter Form. Gut zwei Jahre lang hatte das gesellschaftliche und kulturelle Leben auch in Bensheim quasi auf Eis gelegen. 2022 startete noch im Lockdown-Modus, bevor ab April im ganzen Land in den Lockerungs-Modus geschaltet wurde.

Die erste Großveranstaltung des Jahres war in Bensheim das Musikfestival Maiway, wie gewohnt am Vorabend des Feiertags Christi Himmelfahrt. Veranstalter und „Showmaker“ Harry Hegenbarth hatte lange auf den Neustart seiner Festivals hingearbeitet. 26 Bands spielten auf 20 Bühnen in der Innenstadt – und vor jeder Bühne sammelte sich ein begeistertes Publikum.

Tausende Besucher mit Bändchen am Handgelenk wandelten auf dem legendären „roten Strich“ und genossen die mit Spannung erwartete Rückkehr von Maiway. Das Zentrum war ein einziges Festivalgelände, in der Bensheimer Innenstadt war es so voll wie lange nicht mehr.

Der rote Strich ist zurück

Nach langer kultureller Zwangsentwöhnung fühlte sich die 20. Auflage des Musikfestivals besonders an: viel Partygewimmel nach langer sozialer Isolation. Erstaunlich, wie schnell sich das Herdentier Mensch wieder in seinen natürlichen Sozialmodus einfügt. Die kollektive Lebensfreunde schien regelrecht zu explodieren.

Das galt auch für das Bürgerfest, das wenige Wochen später Anfang Juni gefeiert wurde. Bürgermeisterin Christine Klein durfte sich erstmals als Fassbieranstecherin in Szene setzen – und schlug sich mehr als beachtlich. Bereits der erste Schlag saß und ließ das Bier in Strömen fließen. Ein Krönchen gab es an diesem Abend für die neue Bensheimer Blütenkönigin Gina Steinbrenner, die seither als sympathische Botschafterin Bensheims in der Region unterwegs ist. Vier Tage lang herrschte Trubel in der Innenstadt, auch das Interkulturelle Fest wurde wieder ins Bürgerfest integriert.

Ganz neu im städtischen Veranstaltungskalender war in diesem Freizeit: Viele Veranstaltungen und Festivitäten feierten in diesem Jahr in Bensheim mit zahlreichen Besuchern ihr Comeback Jahr das Angebot „Summer in the City“, das vier Wochen lang den eher ungeliebten Beauner Platz zum Anlaufpunkt für junge und auch ältere Besucher machte. Auf die Beine gestellt wurde die Aktion vom Stadtmarketing, das die Fläche in eine Freizeitanlage umwandeln ließ: mit Basketballkörben, Beachvolleyballund Soccer-Feld. Aber auch entspannen war auf dem Beauner Platz angesagt: Wer wollte, konnte es sich mit einem Cocktail zwischen Palmen im Liegestuhl bequem machen.

Die Premiere von „Summer in the City“ stieß auf große Resonanz und sorgte mitten im Hochsommer für eine Belebung der ansonsten eher öden Fläche – Wiederholung nicht ausgeschlossen.

Im Stadtpark durfte Mitte August in gewohnter Manier der Vogel der Nacht wieder abheben. Das beliebte Festival feierte ebenfalls ein überaus gelungenes Comeback.

Live-Musik, Poetry Slam und wie immer ein umfangreiches Kinderprogramm lockten das Publikum in Scharen in den am Abend bunt illuminierten Park. Laue Temperaturen taten ihr übrigens, Regenschirme oder -capes konnten diesmal getrost zu Hause bleiben – das freute nicht nur Festival-Macher Harry Hegenbarth.

Winzerfest mit den Klassikern

Und dann kam das Bensheimer Fest der Feste im September. Zwei Jahre kein klassisches Bergsträßer Winzer fest, daran hatten nicht nur die Traditionalisten zu knabbern. Das Ende der Durststrecke wurde schließlich ausgiebig gefeiert und genossen – sehr zur Freude des ausrichtenden Verkehrsvereins um den geschäftsführenden Vorsitzenden Thomas Herborn.

Im Aufgebot waren die Klassiker, schließlich wollte man am Erfolgsprogramm nicht rütteln. Nach der Eröffnung auf dem Marktplatz zog sonntags der Festzug durch die Straßen der Stadt, beklatschte von tausenden Zuschauern am Wegesrand. Der Tag der Betriebe lockte ebenso die Besucher in die Innenstadt wie der verkaufsoffene Sonntag und die Gebietsweinprobe, die ins frisch sanierte Bürgerhaus zurückkehrte. Verzichten musste man jedoch auf das Brillant-Feuerwerk vom Kirchberg, über dessen Zukunft noch zu diskutieren sein wird.

Ein gelungenes Comeback

Unterm Strich aber ein überaus gelungenes Comeback, wenngleich das Wetter manchmal etwas weniger feucht hätte sein können. Aber damit konnten alle Beteiligten leben, denn die Wetterschwankungen gehören zum Standardrepertoire der Freiluft-Party. Nach neun weinseligen Tagen blickten die Verantwortlichen wieder nach vorne. Die 85. Auflage des 1929 ins Leben gerufenen Winzerfests soll im nächsten Jahr vom 2. bis 10. September gefeiert werden. cim/dr


Eysoldt-Ring zweimal vergeben

Kultur: Verleihung an Lina Beckmann und Sandra Hüller

Bensheim. Für ihre herausragende Vorstellung als Königin ,,Richard the Kid & the King" nach William Shakespeare wurde Lina Beckmann im Mai in Bensheim mit dem Gertrud-Eysoldt-Ring 2021 ausgezeichnet. Beckmann kam mit ihrem Ehemann Charly Hübner ins Parktheater, der 2015 den begehrten Ring erhalten hatte.

Der Gertrud-Eysoldt-Preis gilt bekanntlich als einer der bedeutendsten Theaterpreise im deutschsprachigen Raum. Seit 1986 vergibt die Stadt Bensheim zusammen mit der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste diese Auszeichnung als Vermächtnis des 1981 in Bensheim verstorbenen Theaterkritikers Wilhelm Ringelband.

Die Auswirkungen der Pandemie

Allerdings hatte die Corona-Pandemie auch Auswirkungen auf die Zeremonie und die Vergabe. Bevor in diesem Jahr die Ehrengäste wieder über den roten Teppich schreiten durften, musste zwei Jahre pausiert werden. Dies führte im Sommer letztlich dazu, dass nach der Vergabe für 2021 an Lina Beckmann erneut ein Ring den Besitzer wechselte. Sandra Hüller erhielt ihre Auszeichnung für 2019 mit pandemiebedingter Verspätung.

Allerdings überreichte Bürgermeisterin Christine Klein das Schmuckstück nicht vor großem Publikum im Parktheater, sondern im Rahmen des Gastspiels des Schauspielhauses Bochum am Theater im Pfalzbau in Ludwigshafen. Geehrt wurde Hüller für ihren Auftritt in Johan Simons' Shakespeare-Inszenierung,,Hamlet", in der sie die Titelrolle spielt.

Nächster Festakt am 18. März

Der Gertrud-Eysoldt-Ring in diesem Jahr wird gleich zweimal vergeben: Die Schauspielerinnen Patrycia Ziólkowska und Alicia Aumüller erhalten den renommierten Theaterpreis für ihr Zusammenspiel in ,,Ödipus Tyrann" von Sophokles in der Regie von Nicolas Stemann am Schauspielhaus Zürich.

Die Verleihung mit anschließender Gala im modernisierten Bensheimer Bürgerhaus soll am Samstag, 18. März 2023 über die Bühne gehen. dr