Lorsch. Im September sind alle Lorscher zu einem Fest an einen Ort eingeladen, an dem selten im großen Rahmen gefeiert wird: ins Pumpwerk-Ost. Bratwürste, Braten und Sekt werden in der Lagerhausstraße serviert, denn der Neubau ist fertig geworden - ein Meilenstein für die Stadt, wie die Festgäste wissen. 7,5 Millionen Euro wurden investiert, ,,damit Lorsch nicht absäuft", wie es Bürgermeister Christian Schönung anschaulich formuliert. Das Pumpwerk dient dazu, bei Starkregen Mischwasser aus dem Stadtgebiet schnell in die Weschnitz zu befördern: Bis zu 6000 Liter Wasser pro Sekunde schafft die Anlage, die dank Notstromaggregat nun auch im Ernstfall weiterlaufen könnte.

Bei anderen Bauvorhaben geht es allerdings nicht so schnell voran. Wenig erfreulich läuft die Entwicklung zum Beispiel bei der geplanten Sporthalle im Ehlried, auf deren Errichtung unter anderem die Handballer bekanntlich seit mehr als 15 Jahren warten. Kommunalpolitiker aller Fraktionen versichern mehrfach, dass das Projekt nun endlich verwirklicht werden soll, aber aus dem zuletzt für 2022 geplanten ersten Spatenstich wird wieder nichts und am Ende des Jahres ist auch offen, ob der Baustart im Frühjahr 2023 gelingt. Am Willen, zu bauen, fehlt es längst nicht mehr. Grund sind die wegen der allgemeinen Krisen gestiegenen Baukosten, die weiter steigen.

Einst war man von rund vier Millionen Euro für die Dreifeldhalle ausgegangen, einige Monate später rechnete man mit 5,3 Millionen Euro, im Sommer 2022 redet man bereits von mindestens acht Millionen. Bei vielen Gewerken ist es problematisch, überhaupt ein Angebot zu erhalten. Ende des Jahres schließlich würde der Hallenbau deutlich über zehn Millionen Euro kosten.

Ein zweistelliger Millionenbetrag würde eine immense Überschreitung des Kostenrahmens bedeuten. Das Verfahren wird zum zweiten Mal aufgehoben, die Betriebsleitung des Eigenbetriebs aber beauftragt, mit Generalunternehmen Gespräche zu führen. Wenn ein Unternehmen bereit sein sollte, für den Kostenrahmen von gut acht Millionen Euro zu bauen, soll der nächste Anlauf zu einem Baustart im Frühjahr 2023 führen. Wenn nicht, soll ausgeschrieben werden, wenn der Markt sich entspannt. Bekräftigt wird aber der Wille, eine Lösung zu finden.

Dem Abriss des Luther-Hauses soll der Neubau des Gemeindezentrums folgen.
Dem Abriss des Luther-Hauses soll der Neubau des Gemeindezentrums folgen.

Den Willen, eine Lösung zu finden, braucht man in Lorsch auch bei der Frage des Parkplatz-Baus. Seit vielen Jahren wird heftig um das Anlegen eines Großparkplatzes nahe Lauresham gestritten. Viel zu überdimensioniert sei dieser, meinen die Gegner des Standorts jenseits der Weschnitz. Eine Gefahr für die Attraktivität der Welterbestätte Kloster Lorsch sehen die Befürworter, wenn keine Stellplätze angelegt werden. Im Spätherbst zeichnet sich ein Ende des Streits ab. Die Fraktionen von Grünen und CDU regen eine Erweiterung des gut frequentierten Wohnmobilstellplatzes auch um Bus- und Pkw-Parkplätze an - und viele halten das für eine gute Idee. Am Jahresende aber meldet sich der Vorstand des Kuratoriums Welterbe Kloster Lorsch und warnt vor einer „Lösung mit Mängeln". Infrastruktur, die Besucher einer Welterbestätte erwarten - von einer WC-Anlage bis zu Infomaterial - ist am Wohnmobilstellplatz schließlich bislang nicht vorhanden. Die Kuratoriumsmitglieder empfehlen dringend, dass die Stadt sich noch einmal von unabhängigen Fachbüros beraten lassen sollte.

Auch das geplante Ärztehaus sorgt 2022 für Schlagzeilen. Die ärztliche Versorgung wird von vielen Lorschern als sehr dringendes Thema gesehen. Der Kaufvertrag für das einst von der Feuerwehr genutzte Areal in der Stadtmitte wird unterschrieben, der Investor bekräftigt, dass bald die Abrissbagger rollen und auf dem Gelände das ersehnte Ärztehaus, 19 Wohnungen und 90 Parkplätze entstehen werden.

Schüler müssen sich gedulden

Unerfreulich für junge Familien ist die Nachricht, die Landrat Christian Engelhardt im Frühjahr nach Lorsch bringt: Der Umbau der Wingertsbergschule wird nicht parallel zum Neubau der zweiten Grundschule erfolgen, sondern erst im Anschluss an die Errichtung der sogenannten ,,Naturschule" im Süden der Stadt. Die Schulgemeinde am Wingertsberg wird noch einige Jahre warten müssen, bis Bagger rollen.

Wenige Meter weiter, bei der evangelischen Kirchengemeinde, freut man sich dagegen, dass der Abrissbagger - endlich - das Martin-Luther-Haus auf dem Wingertsberg niederlegt. An gleicher Stelle soll 2023 das neue Familien- und Gemeindezentrum entstehen. 1,7 Millionen Euro werden investiert.

Ausnahmslos erfreulich verläuft die Sanierung der Bismarckstraße. Im Zuge der grundhaften Sanierung wird die Straße nicht nur schöner - noch dazu kann die Baumaßnahme schneller und günstiger als zunächst geplant abgeschlossen werden. sch