Bensheim. Den Geist der 70er Jahre haben die Planer dem modernisierten Bensheimer Bürgerhaus ausgetrieben. Für mehr als 13 Millionen Euro – die Endabrechnung steht noch aus – darf man das aber auch erwarten. Die Ausstattung, vor allem im technischen Bereich, ist zeitgemäß. Das untere Foyer hat seinen Höhlencharakter abgelegt und wirkt heller und einladender als früher, im Boden sind die Wappen der Partnerstädte und Stadtteile eingelassen, im Erdgeschoss grüßt das Stadtwappen von unten.

Die Farbgebung im Bürgerhaus ist bewusst in Rot und Weiß gehalten, passend zur Kolorierung des Stadtwappens. In der hinteren Ecke des großen Saals wurde ein Technikraum eingerichtet, zwei Aufzüge garantieren Barrierefreiheit – unter anderem in die obere Etage des Dalberger Hofs. Der große Saal im Erdgeschoss bietet Platz für 725 Personen (Bestuhlung ohne Tische) oder 568 Personen (Bestuhlung mit Tischen). Wie bisher, lässt sich der Saal in zwei unterschiedlich große Einheiten unterteilen.

Ein Ziel des Vorhabens war es auch, die Clubräume wieder zur Verfügung stellen zu können. Das ist gelungen. Benannt sind sie nun nach bekannten Bensheimer Erhebungen. Im „Raum Kirchberg“ können bis zu 48 Stühle (mit Tischen) gestellt werden. Eine kleine Küche, Toiletten sowie Terrassennutzung sind inklusive. Ein separater Ein- und Ausgang ermöglicht die Nutzung auch bei geschlossenem Bürgerhaus.

Zudem gibt es sechs abschließbare Schränke für regelmäßige Mieter, in erster Linie dürfte dies für Vereine von Interesse sein. Im „Raum Hemsberg“ können 16 Stühle gestellt werden.

Bildschirm am Beauner Platz

Der Bildschirm vor dem Haupteingang am Beauner Platz stellt ebenfalls ein kleines, aber feines Detail der Planung dar. Gleiches gilt für die Lamellen an der Fassade. Die gestalterische Spielerei kann man mögen oder nicht. Letztlich ist es nicht entscheidend für den Erfolg der Mission.

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In zwölf Monaten hat sich einiges getan: So sah die Baustelle am Beauner Platz im Januar aus. BILD: THOMAS ZELINGER
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Barrierefrei: Ein Aufzug verbindet das Foyer im Untergeschoss mit dem großen Saal im Erdgeschoss des Bürgerhauses. BILD: THOMAS NEU
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Genügend Platz: In den lichtdurchfluteten Saal passen je nach Bestuhlungskonzept bis zu 725 Personen. BILD: THOMAS NEU

Entscheidend für die Bensheimer ist aber nach jahrelangen Diskussionen, Kostensteigerungen und Verzögerungen: Das rundum modernisierte Bürgerhaus, das offiziell der städtischen MEGB gehört, ist endlich fertig, der Betrieb läuft. Nur die Corona-Pandemie erweist sich wie in nahezu allen Bereichen des täglichen Lebens als Bremsklotz. Bereits gebuchte Veranstaltungen, wie der städtische Neujahrsempfang oder die Eysoldtpreis-Verleihung, mussten kurzfristig abgesagt werden.

Unabhängig davon, was man von der Neugestaltung und den ganzen Begleitumständen hält, wie sehr die stetig gestiegenen Investitionskosten die persönliche Stimmung verhageln oder ob man lieber für einen kompletten Neubau gewesen wäre: Der Fokus im Sinne Bensheims muss nun darauf liegen, dass das Bürgerhaus 2.0 zu einem Erfolgsmodell wird. Ein Scheitern wäre für niemanden in der Stadt von Vorteil. Die Hoffnungen auf eine bessere Zukunft ruhen aktuell auf den Schultern des Pächters. Benjamin Huckele hatte mit seinem Team bereits im Frühherbst den Testbetrieb gestartet und muss nun für den Standort über die Region hinaus unter Corona-Bedingungen werben – kein einfaches Unterfangen.

Huckele tritt bekanntlich nicht nur als Pächter des Bürgerhauses in Erscheinung, er wird auch den Dalberger Hof als Restaurant betreiben und ist für das Catering im Parktheater zuständig. Von Dirk Rosenberger