Buggy schieben ist anstrengend. Kraft und Konzentration sollten sich auf den Schwung konzentrieren und nicht auf die Navigation. Mit einem selbstfahrenden Trolley hat man auf dem Golfplatz schon vor dem ersten Loch gewonnen. Zumindest in puncto Handling und Komfort. Deutschlands Pionier im Segment der Elektro-Trolleys hat Anfang des Jahres mit einer neuen Manufaktur in Bensheim die Weichen neu gestellt. Im Gewerbepark Stubenwald II entstehen exklusive Modelle mit Sensorgriff und flüsterleisen Motoren, die sich selbstständig der Topographie anpassen und auch auf hügeligem Gelände sicher in der Spur bleiben. Perfekte Begleiter vom ersten Abschlag bis zum letzten Putt. Nur spielen muss man selbst.

Kiffe-Trolleys sind technologisch innovativ und sowohl technisch wie mechanisch die zuverlässigsten überhaupt, betont Uwe Schlappner, der schon am vormaligen Standort Villingen-Schwenningen für den Bereich Technik, Design und Entwicklung zuständig war und seit einem Jahr gemeinsam mit Sven Griesheimer (Marketing/Vertrieb) die Geschäftsführung bildet. Langfristig will das Unternehmen nicht nur als einer von drei Top-Playern im Premiumsegment mitspielen, sondern die Marktführerschaft übernehmen.

Dass die solide gefertigten Produkte außergewöhnlich langlebig sind, dürfte diesem Anspruch nicht schaden. „Ein Kiffe-Trolley wird vererbt“, schmunzelt Schlappner, Handicap –15, der in seinem Heimatort im Golf-Club Bensheim geführt ist und seit 2017 in der Unternehmensspitze tätig ist. Der international erfahrene Vertriebsmann Griesheimer, der auf ähnlichem Niveau golft, stieß Anfang 2021 dazu.
 

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Die Geschäftsführer Uwe Schlappner (l.) und Sven Griesheimer auf dem Dach der Kiffe-Manufaktur. Auf dem dort verlegten Kunstrasen soll später eine Teststrecke für Kunden entstehen. | Bild: Thomas Neu

Beide kennen sich seit vier Jahrzehnten. Man spreche die gleiche Sprache, so Uwe Schlappner am Standort an der Sophie-Opel-Straße, wo beide mit zwölf Mitarbeitern auf 1000 Quadratmetern seit Anfang des Jahres eine komplett neue Produktion aufgebaut haben. Der Fertigungsprozess jedes einzelnen Trolleys wird in einer „gläsernen Manufaktur“ von Anfang an sichtbar gemacht: Kunden können auf Wunsch beobachten, wie ihr individueller E-Trolley in Handarbeit entsteht.

Für maximale Qualitätssicherung wurden in Bensheim Arbeitsabläufe vernetzt, um ein Höchstmaß an Transparenz und Effizienz zu erreichen, erläutert Sven Griesheimer, der über seine Tätigkeit bei einem Luxus-Lederwarenhersteller (Golfschuhe) mit Golf in Kontakt kam. Uwe Schlappner war bereits vor seinem Einstieg in die Geschäftsführung beratend für die Gesellschafter von Kiffe tätig gewesen. Finanzpartner der Manufaktur ist die JKD Beteiligungs- GmbH von Jochen Darmstädter. Auch er ein Golfer.

Im neuen Werk sei man nun in der Lage, noch besser, schneller und individueller auf Kundenwünsche eingehen zu können: von der exklusiven Optik mit etlichen Sonderfarben und integriertem Schirmhalter bis zur Fernbedienung und persönlichen Lasergravur am Scorekartenhalter, der in seiner jüngsten Hybrid-Variante auch ein Mobiltelefon sicher über den Platz transportiert. Die Trolleys sind optisch wie haptisch reizvoll und in ihrer Harmonie von Form und Funktion ein kleines Gesamtkunstwerk. Der Kundendienst im Haus umfasst komplette Inspektionen und auf Wunsch „Updates“ mit neuen Accessoires, Materialien und Funktionen.

Das Golfspiel erleichtern

„Der Golfer kann sich auf sein Spiel konzentrieren und die Natur genießen.“

Uwe Schlappner

Zur schlanken und eleganten Ästhetik kommt die bequeme Handhabung. Und selbige wird im blitzblanken Bensheimer Werk gern demonstriert: Leise schnurrend rollt der dreirädrige Kollege souverän durch die Halle, vorbei an Werkbänken, Montagestationen und Büros. Ein elektronischer Vorlauf von bis zu 20 Metern macht’s möglich. Die Geschwindigkeit ist individuell einstellbar und passt sich danach automatisch dem Gehtempo des Golfers an. Und auch Kurven werden mühelos und ohne Kraftakt gemeistert. Ein modernes Fahrassistenz-System mit Hangausgleich und elektronischer Bremse für abschüssiges Gelände bietet höchsten Komfort, der Sensorgriff mit eingebauten Drucksensoren ist aus feinem Leder gearbeitet. „Der Golfer kann sich auf sein Spiel konzentrieren und die Natur genießen“, sagt Uwe Schlappner. Man habe den Anspruch, technisch perfekte Trolleys zu bauen, die dazu beitragen, das Golfspiel zu erleichtern.

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Die Golf-Trolleys werden am neuen Standort der Kiffe-Manufaktur an der Sophie-Opel-Straße im Stubenwald hergestellt. | Bilder: Thomas Neu
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Bereits 1989 erfand der Ingenieur Gregor Kiffe den ersten deutschen E-Trolley – zunächst für sich selbst. Doch die selbstfahrende Variante erregte bald eine hohe Aufmerksamkeit 1991 startete die Auslieferung des Premierenmodells „Eagle“, von denen manche noch immer bei erfahrenen Golfern im Einsatz sind. Heute umfasst das Portfolio sechs Modelle: Von der Einsteigerversion aus verwindungssteifem Präzisionsstahl – mit sehr wenig Torsion wie bei geschmiedeten Golfeisen – bis zur sportlich-markanten Carbon-Ausführung in Leichtbauweise des Spitzenmodells K8 öffnet sich ein weites Spektrum an Ausstattungsmöglichkeiten und Individualisierungen. Die speziellen doppelten Kugellager garantieren ein leichtläufiges Ziehen und Schieben. Durch einen Faltmechanismus ist der Trolley einfach aufzubauen, nach wenigen Handgriffen schrumpft er auf Kofferraumformat. Mit dem verbauten Lithium-Ionen-Akku soll man nach Angaben der Hersteller bis zu 40 Loch weit kommen. Das ist mehr als ausreichend.

Kiffe ist „Made in Germany“.Uwe Schlappner spricht von einem Produkt aus dem Schwarzwald mit Wahlheimat Bensheim. Unter den Zulieferern und Partnern sind auch einige Firmen aus der direkten Nachbarschaft und aus der Region Bergstraße-Odenwald. Die Wertschöpfung am Standort rangiert bei über 90 Prozent. Bis auf wenige Kleinteile stammen die Materialien aus Deutschland und der EU. Und auch die letzten Importanteile sollen bald noch gekappt werden, wie Sven Griesheimer ankündigt.

Die Pandemie hat das Unternehmen bislang gut bewältigt. Auch wegen der Rahmenbedingungen: Die beiden letzten Jahre waren auch für die Golfbranche außergewöhnlich – und zwar außergewöhnlich erfolgreich. In Deutschland wurden mehr Golfrunden gespielt als in den Jahren zuvor. Die Mehrheit der Clubs verzeichnet weiterhin Neuzugänge. Und die ambitionierten und qualitätsbewussten unter den Golfern legen Wert auf hochklassige Begleiter. Viele namhafte Clubs und sehr gute Spieler sind mit Kiffe- Trolleys unterwegs, so Uwe Schlappner, der – auch aus familiären Gründen – bestens in der Welt des Fußballs und in der übrigen Sportszene vernetzt ist.

Liefern können die Bensheimer jetzt noch schneller als bisher. Die Werksarchitektur im Stubenwald orientiert sich an der Struktur und Dramaturgie der Top-Automobilindustrie. Von der Basis bis zur Endmontage ist alles feinsäuberlich getaktet. Am Ende rollt man seinen persönlichen Trolley zum Auto und freut sich auf das nächste Green. Pardon: Mit einem Kiffe lässt man natürlich rollen. Thomas Tritsch