Üben ist in jeder Sportart essenziell. Das Dribbeln, Passen und Werfen sind Grundfertigkeiten im Basketball, erklärt Harry Hegenbarth der rund 30-köpfigen Kinderschar. Es ist Trainingstag beim VfL Bensheim. Die U 8 und die U10 des VfL schlagen freitagnachmittags gemeinsam auf in der AKG-Halle am Weiherhausstadion. Coach Hegenbarth animiert seine Schützlinge, auch außerhalb der Hallen-Trainingszeiten fleißig zu üben mit dem Basketball. „Zu Hause im Wohnzimmer dribbeln“, schlägt er schelmisch vor. Pause. „Aber fragt vorher eure Eltern.“In Sachen Basketball ist Harry Hegenbarth ein Kind des citynahen Outdoor-Feldes in der Bleiche und des VfL Bensheim. Ebenso wie Christian Roth, ehemaliger Zweitligaspieler, langjähriger VfL-Trainer und Leiter der Basketball-Abteilung des Bensheimer Vereins. Vor knapp vier Jahren haben Abteilungsleiter Roth und Jugendwart Hegenbarth, der sich in dieser Funktion auch gerne „Jugendbarth Hegenwart“ nennt, die Köpfe zusammengesteckt, um ein nachhaltiges Jugendkonzept für alle Leistungsstufen zu entwickeln. 

Anlass, diesen Prozess anzustoßen, war der Gewinn der Hessenmeisterschaft der U12 des VfL 2018 – der größte Erfolg für den Verein im Nachwuchsbereich. „Wir wollten den HM-Titel nicht einfach ohne Effekt vorbeigehen lassen“, erklärt Roth die Intention für das erhöhte Engagement im Jugendsektor. Zu einem Grundpfeiler des Projekts wurde die sportfachliche und pädagogische Eignung der Trainer erkoren, erläutert Hegenbarth, selbst Vater von drei Söhnen. Nach und nach wurde eine Crew lizenzierter Coaches mit einem Gespür für das altersgerechte Anleiten von Kindern und Jugendlichen aufgebaut. Dabei gelang es dem Klub immer wieder, Spieler aus dem Aktivenbereich für eine Trainertätigkeit zu gewinnen.     

Aus dem Männer-Regionalliga-Team des VfL erwarben zuletzt Yann Gröhlich und Tilman Isensee die Trainer-Lizenz und betreuen nun als Trainer-Duo die U14. „Damit schaffen wir auf beiden Seiten eine hohe Identifikation mit dem Verein“, sagt Harry Hegenbarth. Für Isensee, 2,06 Meter großer Center der VfL-Männer, liegt der Reiz der Jugendarbeit im gemeinsamen Weg mit den Talenten.

„Man kann in jedem Training Fortschritte erkennen, das ist einfach schön.“ Weiterer wichtiger Faktor für eine florierende Jugendabteilung ist die Einbindung der Eltern der Nachwuchsspieler. „Kommunikation und Information“, benennt Hegenbarth wesentliche Elemente eines vertrauensvollen Miteinanders.

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Viel Spaß beim Training mit den Übungsleitern Harry Hegenbarth (r.) und Theo Grotefend (2.v.l.) | Bild: VfL
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Jugendwart und Übungsleiter Harry Hegenbarth gibt den Kindern Tipps. | Bild: Thomas Neu

Die eingeleiteten Schritte haben dem VfL in den letzten Jahren einen kontinuierlichen Zuwachs beschert. Circa 120 Kinder und Jugendliche spielen aktuell Basketball beim Verein für Leibesübungen. Alle Jugendmannschaften von der U8 bis zur U18 sind besetzt. Vor allem bei den jüngsten Jahrgängen ist das Interesse für die Sportart groß. Circa 50 bis 60 Kinder sind alleine bei den Jahrgängen U8 und U10 gemeldet.

„Wir bekommen jede Woche neue Kinder dazu“, berichtet Hegenbarth. So wie die achtjährige Carlotta, die mit einem gelben Kinderbasketball durch die Halle dribbelt. Sie ist an diesem Freitag das zweite Mal im Training und findet es „schön.“ Der Anteil von Mädchen hat zuletzt zugenommen, so dass es zukünftig möglich werden könnte, eine rein weibliche VfL-Jugendmannschaft zu bilden. Neben den Neuen sind jede Menge „alte Hasen“ am Start. Henri (7) ist „schon lange“ dabei, erzählt er. Was gefällt ihm am besten? „Werfen.“

Boom beim VfL hält an

Rund 120 Kinder und Jugendliche spielen beim VfL derzeit Basketball. Und jede Woche kommen neue Kinder dazu.

Den Boom führen Hegenbarth und Roth auf das Zusammentreffen günstiger, vereinsinterner Aspekte zurück. Die Anstrengungen im Jugendbereich gehen einher mit dem Aufschwung des Männer-Teams. Die Mannschaft ist nach einer Reihe von Aufstiegen in der vergangenen Dekade inzwischen in der 1. Regionalliga, der vierthöchsten Spielklasse, angekommen. Die von Hegenbarths Showmaker-Crew begleiteten Heimspiele der VfL-Regio-Basketballer waren in Vor-Corona-Zeiten Erlebnisse der speziellen Art, die regelmäßig eine große Anzahl von Zuschauern in die AKG-Halle am Weiherhausstadion zog. Unter den zahlreichen Gästen viele VfL-Kinder und Jugendliche mit ihren Freunden. Der Besuch dieser Partien war für viele Kids die Initialzündung für den Einstieg beim VfL.

Während der Corona-Krise gelang es dem Verein, den positiven Trend fortzusetzen. Auch in den dunkelsten Wochen der Pandemie hielt der VfL den Kontakt zu den jungen Basketballern, bot Trainingsstunden über Zoom an, führte nach Lockerungen Outdooreinheiten durch oder veranstaltete Individualtraining für die Kinder in der Halle. Hinzu kamen und kommen aufgrund der Zuschauerbeschränkungen aufwendig produzierte Livestreams bei den Heimspielen der Regio-Equipe, die der VfLGemeinde zumindest am Bildschirm so etwas wie ein Gemeinschaftserlebnis bescheren. Die Omikron-Welle wirkt sich aktuell auf den Spielbetrieb und die Trainingsbeteiligung aus. Statt der sonst üblicherweise 50 bis 60 Kinder sind am letzten Freitag im Januar „nur“ etwa 30 Kids in der Dreifelder-Arena unterwegs.

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Immer freitagnachmittags trainieren die Jungen und Mädchen der Jahrgänge U8 und U 10 gemeinsam in der AKG-Halle. | Bilder: Thomas Neu
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Vorsicht wird in diesen Tagen großgeschrieben beim VfL. Alle Trainer sind durchgeimpft und lassen sich an den Trainingstagen zusätzlich testen. Die Kids legen vor Beginn der Einheiten am Eingang zur Halle ihre Schultesthefte vor. Christian Roth kontrolliert den Impfstatus der begleitenden Eltern und der Besucher. Die Verbandsspiele der Jugendteams hat der VfL vorerst bis Ende Februar abgesagt. „Wir wollen in unserer Blase bleiben, um zumindest das Training regelmäßig durchführen zu können“, sagt Hegenbarth.

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Der große Zulauf ist verbunden mit einem hohen personellen Aufwand für den Trainerstab. Ein Coach für zehn Kinder ist der Schlüssel, den der VfL in jedem Training zu gewährleisten versucht. Bei Terminschwierigkeiten helfen sich die VfL-Übungsleiter untereinander aus. Harry Hegenbarth und FSJ’ler Theo Grotefend sind zuständig für U8 und U10. Unterstützung bekommt das Duo an diesem Trainingstag vom Ehepaar Viktoria und Tilmann Isensee. Zudem ist Hardy (12), Harry Hegenbarths ältester Sohn, als „Support“ dabei. Die frühe Einbindung von Jugendlichen in die Trainingsarbeit mit jüngeren Altersklassen ist ebenfalls Bestandteil der VfL-Strategie. Die Junior-Coaches sollen für die Kids Ansprechpartner und Beispiel für die sportliche Entwicklung sein.

Mit dem Wachstum der Jugendabteilung steigt der Bedarf des VfL an Hallenzeiten – in Bensheim ein schwieriges Thema. Gleiches gilt für Öffnungs- beziehungsweise Schließzeiten der Sportstätten während der Schulferien. Kurzfristige Lösungen in puncto Hallenzeiten scheinen aktuell nicht umsetzbar. Eine Alternative, um in Bensheim mehr Basketball unabhängig von Hallenzeiten zu ermöglichen, wäre ein Streetball-Court an einem zentralen, öffentlich zugänglichen Ort. „Der Aufforderungscharakter eines solchen Feldes ist sehr hoch“, weiß Bleiche-Basketballer Christian Roth aus eigener Erfahrung. Das Weiherhausstadion hält der Diplom-Sportlehrer für den idealen Standort. Der VfL Bensheim befindet sich dazu bereits in Gesprächen mit Stadt und Sponsoren, bestätigt Harry Hegenbarth. „Wir bringen uns mit unserem Know-how sehr gerne ein.“ Eric Horn
 

Internet

www.vfl-basketball.de