Lautertal. Im neuen Jahr wird die Gemeinde Lautertal Jubiläum feiern können. Zum 1. Januar 1972 wurde die Kommune aus den bislang selbstständigen Dörfern im oberen Lautertal, am Krehberg und rund um Beedenkirchen gebildet. Unumstritten war der Zusammenschluss nicht, aber die Grabenkämpfe der Gründerzeit haben nachgelassen. Es gibt nur noch wenige politisch Aktive, die sich überhaupt an eine Zeit ohne die Gemeinde Lautertal erinnern.      

Festakt am 10. Juni
Dass die Stimmung vor dem Jubiläum verhalten ist, hat womöglich eher mit der Corona-Pandemie zu tun. Schließlich kann die politische Gemeinde ein Jubelfest nicht allein organisieren. Die örtlichen Vereine aber haben andere Sorgen. Doch einige Vorbereitungen sind schon angelaufen.

So wird es am Freitag, 10. Juni, einen Festakt in der Lautertalhalle in Elmshausen geben. Dort wurde schon das 25-jährige Bestehen der Kommune gefeiert, damals mit dem hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel (SPD) als Ehrengast und Festredner.

Festschrift wird vorbereitet Eine Festschrift soll es auch geben. Dabei laufen bei Heidi Adam, der früheren Gemeindevertreter-Vorsitzenden, die Fäden zusammen. Adam ist vom Fach, schließlich ist sie Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Geschichts- und Heimatvereine im Kreis Bergstraße. Über das Jahr hinweg sind einige Veranstaltungen geplant, dazu hat die Gemeinde alle Ortsbeiräte um Vorschläge gebeten. tm

Sorgen vor einem neuen Hochwasser nehmen zu

Umwelt: Nach der Flutwelle im Ahrtal im Sommer ist auch in Lautertal der Katastrophenschutz wieder ein Thema

Lautertal. Die Hochwasser-Katastrophe im Ahrtal im Juli hat auch in der Gemeinde Lautertal die Alarmglocken schrillen lassen. Dass der Klimawandel das Wetter verändert, war zwar auch vorher bekannt. Ein Unwetter in dem Ausmaß, wie es Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen getroffen hat, war aber kaum vorstellbar.

Im Lautertal sind Hochwasser früher keine Seltenheit gewesen. In den Chroniken finden sich zahlreiche Verweise, und aus den Anfängen des vergangenen Jahrhunderts gibt es sogar Bilder, die die Reichenbacher Ortsmitte als Seenlandschaft zeigen. Hier ist die Lauter zwar seit 50 Jahren aus dem Blick entschwunden. Die Gefahren aber bleiben.

Das hat sich zuletzt 2007 gezeigt, als in Lautern schwere Schäden entstanden und auch Reichenbach nicht verschont blieb. Dass die Flut an einem Samstag hereinbrach, mag noch günstig gewesen sein, waren so schnell viele Helfer der Feuerwehr greifbar. Zudem waren die meisten Leute zu Hause und konnten schnell eingreifen, als das Wasser anstieg.

Ortstermin am Damm
Wie es heute aussehen würde, war im Lauf des Jahres mehrfach politisches Thema. Schon zu Jahresbeginn – ein halbes Jahr vor der Katastrophe an der Ahr – wurde bekannt, dass der Gewässerverband Bergstraße Nacharbeiten am Regenrückhaltebecken in Reichenbach für nötig erachtet. Nach den schlimmen Ereignissen machte die Politik in der Sache nochmals Dampf und lud zum Ortstermin an den Staudamm zwischen Lautern und Reichenbach ein.

Der hat in der Vergangenheit gute Dienste geleistet, um die Hochwasserspitzen zu brechen. Der Wasserdurchfluss durch den Damm ist begrenzt, so dass das Mehraufkommen zurückgehalten wird. Es läuft dann ab, wenn der Zufluss wieder zurückgeht.

Dieses Verfahren funktioniert aber nur bei kurzzeitigen Hochwasserlagen. Denn an dem Rückhaltebecken gibt es nur einen Erddamm, der zu großen Teilen aus dem Abraum des früheren Kupferbergwerks am Hohenstein („Weißer Berg“) aufgeschüttet wurde. Ein solcher Erddamm wird schnell vom Wasser durchdrungen, daher gibt es hier auch keinen ständigen Stausee wie am Marbach oder bei Ellenbach. Die Frage ist, wie lange der Damm hält, wenn das Wasser mehrere Tage sehr hoch im Reservoir steht. Im Zweifel müsste der Durchfluss erhöht werden, um das Bauwerk zu entlasten. Damit ist aber die Schutzwirkung dahin.

Es bleiben Zweifel
Der Gewässerverband sieht in dem fast 40 Jahre alten Damm aber kein Problem, wie bei dem Ortstermin deutlich wurde. Er sei standsicher und das Rückhaltevolumen auch ausreichend. Letzteres wurde allerdings von anderen Teilnehmern bezweifelt, weil die Wassermenge in der Lauter durchaus so hoch werden könnte, dass das Becken rasch überlaufen würde.

In der Tat hat die Lauter in den Höhenlagen ein großes Einzugsgebiet. Die Wasserscheide verläuft über den Böhl und den Knorz bis auf die Höhe bei Brandau und dann über die Neunkircher Höhe nach Kolmbach und über Raidelbach zum Hohenstein.

Die Aufnahmefähigkeit des Bodens ist begrenzt, was sich regelmäßig nach längeren Regenfällen – auch über Tage verteilt – zeigt. Gab es vorher ergiebige Schneefälle, die gleichzeitig abschmelzen, so kommt noch nennenswert Wasser hinzu. Noch nicht vorgekommen ist dagegen eine Wetterlage wie an der Ahr, wo ein Regengebiet sich über dem Tal festgesetzt hatte. Beim Hochwasser 2007 waren etwa 60 Liter Wasser auf den Quadratmeter gefallen. An der Ahr war es im Juli fünf Mal mehr.

Die Gemeinde will an dem Thema dran bleiben, hat Bürgermeister Andreas Heun versprochen. Deshalb soll es auch noch eine Bürgerversammlung dazu geben. Beim Termin auf dem Damm war das Interesse bereits groß. Nach zwei Stunden aber wurde es unter freiem Himmel und ohne Sitzgelegenheiten ungemütlich.

Flankierend geplant sind Schutzmechanismen: Die Gemeinde rüstet zurzeit die Feuersirenen um und prüft auch, ob die aktuellen Standorte geeignet sind, damit alle Bürger von den Warnsignalen erreicht werden. Warn-Apps für Smartphones sind zwar nützlich, aber nicht zuverlässig. Schließlich trägt nicht jeder ständig sein Telefon mit sich herum. Nachts ist es unter Umständen stummgeschaltet oder aus. Da hilft auch das neue sogenannte Cell Broadcasting nichts, mit dem bundesweit künftig Warnmeldungen unabhängig von Apps verschickt werden sollen. Die Sirene hört jeder – wenn sie funktioniert und günstig montiert ist. tm