Lucie-Marie Kretzschmar trägt einen großen Handball-Namen. Ihr Vater Stefan „Kretzsche“ Kretzschmar gehört zu den populärsten Handballern im Land, ihre verstorbene Oma Waltraud sammelte mit der DDR-Auswahl Medaillen bei WM und Olympia. „Der Name Kretzschmar war zeitweise eine Belastung für mich“, erzählt die 22-Jährige. Bei ihren Stationen in Magdeburg und Leipzig wurde sie vor allem als „Tochter/Enkelin Kretzschmar“ wahrgenommen. Mit 18 entschied sich die Rückraumspielerin, zur Sportunion Neckarsulm zu wechseln. „Ich wollte mich davon lösen.“     

Trotz der geografischen Distanzierung hat Lucie ihre Familie immer dabei: Die Rechtshänderin trägt auf dem linken Unterarm das Tattoo eines Kompasses mit den Anfangsbuchstaben ihrer Eltern und ihres Bruders als Himmelsrichtungen und den Koordinaten ihrer Heimatstadt Magdeburg. Durchzogen wird der Kompass von drei Pfingstrosen, den Lieblingsblumen ihrer Großeltern.

Weitere Bausteine in die sportliche Selbstständigkeit sind für Kretzschmar, die Grundschul-Lehramt studiert, die Erfolge im Beachhandball. Im Vorjahr wurde sie mit der DHB-Auswahl Europameister, im Sommer folgten die Titel bei WM und World Games. „Beachhandball ist mein Sport. Ich nehme vom Beach etwas mit für die Halle und umgekehrt.“ Beispiel dafür ist das Abwehrspiel beim Beach, bei dem das verteidigende Team einen Feldakteur weniger hat. „Man hat nichts zu verlieren.“ Diese Einstellung beflügelt Lucie-Marie Kretzschmar bei der Defensivarbeit in der Halle.

Bei den Flames will sie den nächsten Schritt machen. „Ich bin gereift und will mehr Verantwortung übernehmen.“ Stefan Kretzschmar wird das nicht vor Ort verfolgen können, die Weststadthalle ist für ihn gesperrt. „Ich habe ihm verboten zu kommen, der Trubel um ihn wäre mir zu groß. Ich schicke ihm immer den Link für den Livestream.“ eh