Bensheim. Neue Besen kehren gut. Heißt es zumindest im Volksmund. Ob das auch auf den neuen Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Bensheim, Johannes Erich Schulz, zutrifft, kann nach einem guten halben Jahr im Amt nicht abschließend beurteilt werden.Eines ist aber sicher: In den sechs Monaten seiner bisherigen Amtszeit hat er bereits eine weitreichende Entscheidung getroffen, die bisher in Bensheim überwiegend positiv aufgenommen wurde. Wobei offiziell der Verwaltungsrat unter dem Vorsitz von Bürgermeisterin Christine Klein den Beschluss getroffen hat, auf den Abriss des Kundenberatungszentrums mit anschließendem Neubau zu verzichten.Sorgfältige PrüfungVorangegangen war eine sorgfältige Prüfung durch die Vorstandsspitze – gemeinsam mit externen Gutachtern. Dabei kam man zu dem Resultat, dass eine Sanierung im Bestand erheblich kostengünstiger und schneller umsetzbar sei als ein Neubau am gleichen Standort. Die Raumplanung will man den aktuellen Bedürfnissen anpassen.In der Praxis bedeutet das: Der Komplex in der Nähe des Bahnhofs wird modernisiert – für voraussichtlich 26 Millionen Euro. Oder wie es bei der Sparkasse heißt: „Verwaltungsrat und Vorstand erwarten Einsparungen in Höhe von rund neun Millionen Euro gegenüber dem aktuellen Budget für Abriss und Neubauplanungen.“ Bekanntlich hatte man dafür die Kosten bei 35 Millionen Euro gedeckelt.Die modernisierte Hauptstelle soll im Frühjahr 2024 eröffnet werden und Platz für 165 Mitarbeiter haben. Nach der Entscheidung des Verwaltungsrats Ende November will das Geldinstitut in enger Abstimmung mit der Stadt das Projekt zügig vorantreiben. Die Ausschreibung will man im ersten Quartal 2022 abgeschlossen haben, die Bauarbeiten könnten dann im Sommer des selben Jahres beginnen.Eingebunden werden in die Planungen die denkmalgeschützte Villa und die Brachfläche, auf der früher die Baustofffirma Mohr und Fasser stand. Die Sparkasse möchte das Haus wohl nicht selbst nutzen. Denkbar sei, es nach erfolgter Sanierung an die Stadt zu vermieten, damit es von lokalen Vereinen genutzt werden kann. Das angrenzende Freigelände bietet sich für die Schaffung von Wohnraum in zentraler Lage an. Nach Auskunft von Bürgermeisterin Klein wird dies mittelfristig so kommen. Priorität habe allerdings das Kundenberatungszentrum. „Hier müssen wir zügig vorankommen“, sagte sie bei einem Gespräch mit dieser Zeitung.Ursprünglich sollte das Bestandsgebäude abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Die Abrissgenehmigung lag vor, im Frühjahr 2021 ging man im Vorstand der Sparkasse noch davon aus, dass im Herbst die Abrissbagger rollen werden. Mit dem Hinweis auf Statik- und Brandschutzprobleme sowie die fehlende Wirtschaftlichkeit hatten sich die früheren Protagonisten immer gegen eine Sanierung ausgesprochen.Mit der Vergangenheitsbewältigung wird sich nun ein externer Jurist befassen, der von der Sparkasse mit der Aufarbeitung des Sachverhalts beauftragt wurde. Bei der Untersuchung solle alles aufgearbeitet werden, was offenbar nicht ausschließt, dass man gegen frühere Entscheidungsträger juristisch vorgeht, wenn „schuldhafte Pflichtverfehlungen“ ans Licht kommen, hieß es dazu bei einem Pressegespräch mit Bürgermeisterin Klein und Johannes Erich Schulz Ende November auf Nachfrage dieser Zeitung.Seinen Anfang nahm das zwischenzeitliche Drama im August 2017. Der damalige Sparkassen-Vorstand Eric Tjarks präsentierte den Entwurf für die neue Hauptstelle an der Bahnhofstraße. Vorausgegangen war ein Architektenwettbewerb, den das Büro Zaeske und Partner aus Wiesbaden für sich entschied. 25 Millionen Euro sollten in den „Premium-Standort“ (Tjarks) investiert werden.Die Kosten liefen aus dem Ruder, das Vorhaben wurde zu den Akten gelegt. Nach der Prüfung von Alternativen entschied man sich für Abriss und Neubau – bis nun das nächste Kapitel aufgeschlagen wurde. Von Dirk Rosenberger