Seit einigen Wochen kann man auf der Anlage des TC Bensheim Padel-Tennis spielen. Es ist der erste Platz seiner Art im Kreis Bergstraße. Padel zählt zu den weltweit am stärksten wachsenden Trendsportarten.

Das Areal hat das Potenzial für einen neuen Sport-Lieblingsplatz in Bensheim: Aus erhöhter Position Blick auf die Weinberge der Bergstraße, auf Auerbacher Schloss und Melibokus, das Kirchberghäuschen und die Hügellandschaften des Odenwaldes. „Hier sollen Lounge-Möbel hin“, erklärt Robert Keilmann und zeigt auf die terrassenartige Fläche mit Bodenplatten, die für chilliges Außenmobiliar vorbereitet ist. „Vielleicht kommt hier eine kleine Bar hin“, erklärt der 2. Vorsitzende des Tennisclubs Blau-Weiß Bensheim die weitere Planung für das Plateau auf dem Vereinsgelände. 
      

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Der Padel-Platz ist von Kunststoffwänden umgeben, die ähnlich wie beim Squash ins Spiel miteinbezogen werden. Bild: Thomas Neu

Seit einigen Wochen ist der TCB auf neuen Pfaden unterwegs und hat sein Portfolio um Padel-Tennis erweitert, ein vom Tennis abgeleitetes Rückschlagspiel. Ausgewählt als Standort für einen Padel-Platz wurde eine rund 1300 Quadratmeter große „Hochebene“ auf der Anlage. Zwei Tennisplätze waren dort einst bespielt worden, hatten sich aber im Laufe der Jahre, weil ungenutzt, in eine natürliche Wildnis verwandelt.

Nach längerer Planungsphase und interessanten Einblicken ins Baurecht wurde das Projekt schließlich vom TC Bensheim in Angriff genommen. Anfang März wurde der neue Court mit einem Festakt offiziell in Betrieb gestellt. Rund 50 000 Euro hat der Club in die Maßnahme investiert. Nun steht „Mount Padel“ bereit, von Club-Mitgliedern und Nichtmitgliedern erobert zu werden. Der Auf- und Abstieg zum Berg erfolgt über eine neue Treppe mit Handlauf. „Versicherungstechnisch einwandfrei“, versichert Keilmann.

Auf die Padel-Schiene kam der Tennisclub im Rahmen eines Workshops zur Zukunftsfähigkeit des Vereins. Ein „bisschen neuer Wind“ und „ein bisschen mit der Zeit gehen“ waren die Antriebsfedern für die Verantwortlichen des TCB, die Angelegenheit anzuleiern, erläutert Robert Keilmann. Der Hessische Tennisverband empfiehlt seinen Vereinen, sich bei einer angedachten Modernisierung für diese verwandte Sportart zu öffnen. Das Padel-Konzept wurde entwickelt, den TCB-Mitgliedern vorgestellt und von der Jahreshauptversammlung abgesegnet. 
      

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Padel-Tennis wird mit einem kurzen KunststoffSchläger gespielt. Bild: Thomas Neu

Dass der TC Bensheim auf Padel macht und mit dem ersten Platz an der Bergstraße einen weißen Fleck in Südhessen beseitigt, wurde in Darmstadt voller Freude registriert. „Wir standen am nächsten Tag auf der Matte“, erzählt Jakob Wittmann. „Das war genau das, was wir gesucht haben.“ Wittmann und Tobias Kreckel, zwei Padel-Freaks, wurden also vorstellig auf der Tennisanlage am Berliner Ring und boten ihr Know-how und ihre Dienste an. „Die zwei waren sehr überzeugend“, erinnert sich TCB-Vorsitzender Tom Schoenrock an dieses Gespräch im Vereinsrestaurant.

Da sich die Erfahrungen des Vorstandes zu dieser Sportart auf einige Testläufe im Spanien Urlaub – Spanien ist die europäische Padel-Hochburg – beschränkten, hieß man die Männer vom Fach willkommen. Kreckel, federführend, und Wittmann, die bereits in der Padel-Bundesliga aufgeschlagen haben, kümmern sich seither um die Koordination, bieten Training und Schnupperstunden an, sind Ansprechpartner in allen Padel-Angelegenheiten bei Blau-Weiß.

Jakob Wittman, der Schwede ist von Haus aus Fußballer, kam über seine Cousins in Schweden zum Padel. „Ich wollte erst gar nicht richtig, aber dann hat es mich sofort geflasht“, schildert er seine erste Begegnung mit dem Sport vor fünf Jahren. Padel zählt weltweit zu den am stärksten wachsenden Trendsportarten. In Schweden wird bei jedem Tennishallen-Neubau inzwischen ein Padel-Platz eingeplant, berichtet Wittmann. Was macht den Reiz von Padel aus? „Es ist ein Lebensgefühl“, sagt Jakob Wittmann.

Es ist weniger verbissen und aggressiv als Tennis, technisch weniger komplex, weniger körperlich und es ist, da immer vier Spielerinnen oder Spieler gemeinsam auf dem Court stehen, geselliger. „Das Miteinander ist toll, der Spaßfaktor ist hoch.“ 
     

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Die Padel-Begeisterung in Bensheim nimmt weiter Fahrt auf. Bild: Thomas Neu

Während Wittmann die Vorzüge der Sportart auflistet, duelliert sich auf dem Court ein Quartett. Es geht stimmungsvoll zu, es wird gelacht, kommentiert. Rudolf Pultar-Burgdorf zählt zu den Neu-Padlern beim TCB und ist begeistert. „Eine tolle Ergänzung zum Tennis und sehr kommunikativ, aber Tennis bleibt für mich die Nummer eins.“ Anders sieht das Andreas Radatz, kein Tennisspieler und noch kein TCB-Mitglied. Er kommt vom Squash und sagt zu Padel: „Das ist genau mein Ding.“

Beim Padel-Spielen gehört dezente Musikunterhaltung aus einer Bluetooth-Box während des Matches ebenso dazu wie beim gemeinsamen Zusammensitzen danach. „Das wird richtig cool“, freut sich Jakob Wittmann auf die weitere Ausstattung von „Mount Padel“. Die verfügbare Fläche lässt sogar den Bau eines weiteren Courts zu. Momentan ist das noch Zukunftsmusik.

Der Padel-Platz, der mit seiner Flutlichtanlage auch in den Abendstunden genutzt werden kann, wird mittels des herkömmlichen Buchungssystems des TCB belegt. Über eine Gruppe bei einem Messenger-Dienst können Mitspielerinnen und Mitspieler gefunden werden. „Es läuft gut“, ist Robert Keilmann zufrieden mit der Frequentierung des Platzes in den ersten Wochen. Während des Ostercamps in den Schulferien wurde der Padel-Court in das Programm mit eingebunden.

Ursprünglich war in Sachen Padel-Ligabetrieb ein softer Start geplant beim TCB. Wittmann und Kreckel plädierten dagegen dafür, „sofort in die Vollen zu gehen“, so dass Blau-Weiß mit den Herren und den Herren 35 bereits in der Meisterschaft der Amateurliga mitmischt. Ein Frauen-Team fand sich ebenfalls zusammen, wurde aufgrund der weiten Entfernungen zu den Spielorten letztlich jedoch nicht gemeldet.

Zurzeit bestehen im Padel bundesweit nur zwei Spielklassen: Bundesliga und Amateurliga. Das bedeutet, im Verlauf einer Runde ist die ein oder andere weitere Auswärtsfahrt zu absolvieren. Jakob Wittman ist überzeugt, dass Padel weiter boomt, sich immer mehr Mannschaften für eine reguläre Saison anmelden, die Anzahl der Ligen zunimmt und der Padel-Spielbetrieb dezentraler organisiert werden kann. Die Entwicklung der Sportart innerhalb des Vereins lässt man beim TC Bensheim entspannt auf sich zukommen, sagt Robert Keilmann. Die Gründung einer eigenen Abteilung könnte je nach Zulauf durchaus möglich werden. „Das werden wir sehen.“ Eric Horn 
      

Kontakt:

TC Bensheim
Saarstraße 62
Bensheim
E-Mail: padel@padel-tennis-bensheim.de
www.tennisbensheim.de/was-ist-padel/

HINTERGRUND

Technik und Strategie spielen eine große Rolle

Padel entstand in den 1960er Jahren in Mexiko und breitete sich anschließend in Latein- und Südamerika sowie Südeuropa aus. Zählweise und Mittelnetz sind beim Padel aus dem Tennis übernommen. Ebenso wie der Ball, der allerdings geringeren Innendruck als ein Tennisball aufweist und deshalb weniger hoch abspringt. Gespielt wird im Doppel, also zwei gegen zwei, mit kurzen Kunststoffschlägern. Der Schlägergriff hat eine maximale Länge von 20 Zentimetern und wird mit einer Schlaufe um das Handgelenk der Schlaghand gesichert. Die Schlagfläche ist mit Löchern durchsetzt, um den Luftwiderstand zu verringern. Die Preisspanne bei Schlägern reicht von 40 bis 400 Euro. Der TCB hat Schläger zum Ausleihen und Testen in seinem Fundus.

Der Padel-Platz ist zehn Meter breit und 20 Meter lang, mit einem circa ein Meter hohen Netz in der Mitte. Umgeben ist das Rechteck von bis zu vier Meter hohen Kunststoff-Glaswänden und Drahtgitter-Zäunen, die ähnlich wie beim Squash ins Spiel miteinbezogen werden können. Der Ball muss beim Schlag ins gegnerische Spielfeld zunächst auf dem Boden aufkommen, bevor er dort die Wände berühren darf. Die Spieleröffnung erfolgt mit einem Aufschlag von unten. „Die Ballwechsel sind viel länger als beim Tennis“, erläutert Padel-Trainer Jakob Wittmann. Taktik und Strategie spielen beim Padel eine große Rolle. Vor allem die Einbindung der Wände in das Spiel erfordert eine gewisse Übung, so Wittmann. Das kann Robert Keilmann bestätigen. Der 2. Vorsitzende des TC Bensheim ist erfahrener Tenniscrack, aber noch unerfahrener Padel-Spieler. „Da braucht man einen Moment.“ Weniger Probleme bereiten Schlagtechnik und Kondition.