Aus Äpfeln von Bergsträßer und Odenwälder Streuobstwiesen produzieren Till Lukas und Julius Sorbi einen Bergsträßer Cidre mit dem klangvollen Namen Pomme Du Maître.       

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Für den Bergsträßer Cidre braucht es viele Äpfel von Bergsträßer und Odenwälder Streuobstwiesen – und viele helfende Hände, die bei der Lese mit anpacken. Acht Tonnen Äpfel kamen im vergangenen Herbst zusammen, daraus wurden 4000 Liter Most gepresst. Nach dem Keltern wird der Pomme Du Maître wie Wein vergoren. Bilder: privat

Iduna ist die nordische Göttin der ewigen Jugend und Unsterblichkeit. Allein das wäre Grund genug, um eine Flasche zu öffnen, für die die Dame quasi Patin stand. Doch sie ist auch die Hüterin der goldenen Äpfel, die den Göttern eben diese himmlischen Perspektiven ermöglichen. Ob das auch bei gewöhnlichen Sterblichen funktioniert, muss man selbst herausfinden. 
       

Am besten, man besorgt sich eine Flasche Cidre namens Pomme Du Maître und genießt den Inhalt in einem gescheiten Weißweinglas, auf dass feine und elegante Apfelaromen in der Nase kitzeln und sich ein spritzig, anregendes Fruchtspiel im Mund breitmacht. Nein, kein Import aus der Normandie oder der Bretagne, sondern echte Handarbeit von Bergsträßer und Odenwälder Streuobstwiesen. Till Lukas und Julius Sorbi erzeugen einen Apfelwein, der sich vor der berühmten Konkurrenz nicht zu ducken braucht. Im Gegenteil. 
     

Das Geheimnis, das keines ist, lautet: Pomme Du Maître wird nach dem Keltern beim Betrieb Bitsch im Lindenfelser Ortsteil Glattbach wie Wein vergoren und am Ende – wie ein Sekt – mit einer Süßreserve (Dosage) vollendet. „Da fließt viel Know-how aus dem traditionellen Weinbau ein“, sagt Till Lukas, der von Sorbi gefragt wurde, ob er nicht Lust habe, einen Bergsträßer Cidre zu erzeugen. Dessen Großvater hatte einige Bäume in Schlierbach stehen. Aus der Motivation, die regionalen Streuobstwiesen in die Zukunft zu retten, entwickelte sich eine aromatische Idee, bei der viele Freunde mit anpacken. Und auch ein waschechter Winzer steht dem Team mit Rat und Tat zur Seite: Hanno Rothweiler. Rein zufällig Lukas’ Bruder. Aber ein Bruder im Geiste, der das Projekt mit Fachwissen begleitet.

Der mit Kohlensäure versetzte Apfelschaumwein (2,5 Bar) hatte seine Premiere mit dem Jahrgang 2019. Letzten Herbst hatte die gnädige Iduna knapp acht Tonnen Äpfel spendiert, aus denen behutsam, aber unnachgiebig rund 4000 Liter Most herausgepresst wurden. Mit acht Volumenprozent Alkohol ist der Bergsträßer Cidre recht gehaltvoll ausgestattet – handelsübliche Kollegen bringen es in der Regel auf zwei bis fünf Umdrehungen.

Die Noblesse des Getränks wird von einem eleganten Dress aufgenommen. Die Ausstattung spiegelt den Geist der Roaring Twenties (also jenen aus dem letzten Jahrhundert): eine Dame im 20er-Jahre-Look und ein Hauch Art-Deco-Ästhetik prägen das Etikett. Jugend und Beschwingtheit, das herrlich laszive Laster dieser Ära, sollen laut Produzenten auch in jedem Schluck zu entdecken sein. Eine Probe aufs Exempel bestätigt das durchaus: der regionale Apfelschäumer offenbart viel Frische und Struktur bei einem deutlich reduzierten Most-Charakter, wie er in rustikalen Apfelweinen meistens in den Vordergrund drängt. Das macht den Pomme tatsächlich „weiniger“ und vielschichtiger.

Vielleicht auch deshalb haben die Macher mit dem Jahrgang 2020 einen Stillwein ähnlicher Machart nachgeschoben. Und wenn Till Lukas mit Blick in die Zukunft von „rosigen Aussichten“ spricht, dann kann man sich schon denken, was da noch kommen wird. Thomas Tritsch 
       

Info

Pomme Du Maître gibt es in ausgewählten Geschäften an der Bergstraße – unter anderem überall dort, wo das „Regionale Regal“ steht. Zum Beispiel im Kundenforum des BA-Medienhauses am Ritterplatz.