Als Bensheimer Verein legt man bei den Pool Knights Wert auf Lokalkolorit. Das Vereinswappen des Billard-Klubs ziert der Heilige Georg, der Schutzpatron Bensheims. Die Lanze des Ritters haben die Pool Knights (englisch für Ritter) durch einen Queue ersetzt. Aufgespießt auf seiner Lanze hat der „Billard-Schorsch“ anstelle eines Drachenkopfes eine Billard-Kugel, die schwarze Acht. Das Spiellokal des Klubs ist das Chevalier, französisch für Ritter. Der Chevalier-Gastronom heißt mit Vorname Georgios (Nachname Patsirogiannis). Michael Hetjens schmunzelt, als er diese Zusammenhänge erläutert. Angesichts der vielen Bezüge zu Bensheim lässt sich verschmerzen, dass das Chevalier in Heppenheim liegt. Hetjens, der aus Bickenbach stammt, am AKG sein Abitur machte und heute in Bensheim lebt, hakt die Rivalität zwischen den beiden Nachbarstädten unter der Überschrift Folklore ab. „Bei uns ist das kein Thema.“ Der 59-Jährige ist 1. Vorsitzender der Pool Knights. 2014 hat er den Verein mit Gleichgesinnten in Bensheim gegründet und beim örtlichen Amtsgericht eintragen lassen. Dass die Bensheimer Billard-Spieler in Heppenheim aufschlagen, hat infrastrukturelle Gründe. Spiellokale mit den erforderlichen Voraussetzungen, um Billard als Vereinssport ausüben zu können, sind rar gesät in der Umgebung. Das Chevalier bietet mit seinen regelmäßig neu bezogenen acht Billardtischen die nötige Ausstattung und ist Spielstätte für zwei weitere Vereine aus der Region. Für die Pool Knights sind das Chevalier und Georgios ein Glücksfall, sagt Michael Hetjens. „Die Zusammenarbeit ist hervorragend.“

Hetjens war vor der Gründung der Pool Knights als Landestrainer mit A-Lizenz für den baden-württembergischen Landesverband tätig und spielte für einen Verein in Baden-Württemberg. Bei den Pool Knights sollte der sportliche Aspekt des Billards stärker in den Mittelpunkt gerückt werden. „Das war unser Plan, den haben wir umgesetzt.“ Strukturiertes Training an den drei Trainingstagen pro Woche sowie die Teilnahme am Spielbetrieb sind Ausdruck für die Verwirklichung der Gründungsidee.

Ein Besuch beim Billardclub Pool Knights, der 2014 in Bensheim gegründet wurde. Gespielt wird im Billard-Bistro Chevalier in der Nachbarstadt Heppenheim.

Eric Horn

Aktuell hat der Verein 25 Mitglieder, die Altersspanne reicht von 21 bis 82 Jahren. Bis zu drei Mannschaften starten in den Wettkampfligen. Erfolge und Podiumsplätze für die Teams und im Einzel (Jonas Büchsenschütz, Svetlana Hetjens) auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene sind für die Pool Knights notiert. Das Miteinander im Verein beschreibt Michael Hetjens als freundschaftlich. Die Aktivitäten beschränken sich nicht nur auf den Sport. Gemeinsame Unternehmungen, an denen die Familien der Mitglieder teilnehmen, sind fest im Jahreskalender verankert.

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Mitglieder der Bensheimer Pool Knights beim wöchentlichen Training im Billard-Bistro Chevalier in Heppenheim. Bild: Thomas Zelinger
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Billard-Fans: Michael Hetjens, Vorsitzender der Pool Knights, und seine Frau Svetlana. Bilder: Thomas Zelinger

Das Equipment eines Billardspielers führt Michael Hetjens vor. Da er häufiger den Weg von Bensheim nach Heppenheim zu Fuß zurücklegt, hat er sich einen speziellen Billardrucksack zugelegt. Darin befinden sich mehrere Queues. Ein härterer Break-Queue für einen kraftvollen Anstoß und der normale Spielqueue sowie eine „Oma“, ein Hilfsqueue, der bei schwierigen Stellungen zusätzlich eingesetzt wird. Zur Ausstattung gehört außerdem ein Kreidewürfel, mit dem die Pomeranze – die aus mehreren Lagen Leder bestehende Spitze des Queues – bearbeitet wird. Damit wird die Haftung der Pomeranze an der Kugel verbessert.

Spannender Sport: „Das Besondere am Billard: Man hat nie das gleiche Bild vor sich.“

Ober- und Unterteil des Queues werden zu einem in der Regel 1,47 Meter langen Spielgerät zusammengeschraubt. Sonderanfertigungen sind möglich. Michael Hetjens spielt einen etwas längeren Queue. Statt eines Einstiegsalters ist beim Billard eher eine Einstiegskörpergröße nötig.

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Übung macht den Meister – auch beim Billard. Bild: Thomas Zelinger

„Man sollte ohne Hilfsmittel die nötige Spielhöhe am Tisch haben.“ Das ist vor allem im Hinblick auf das Erlernen der Technik ein wichtiger Faktor, sagt der erfahrene Trainer. Svetlana Hetjens behilft sich mit Acht-Zentimeter-Absätzen. „Das passt dann ideal für mich.“

Auf den Queue kommt es an: In schwierigen Situationen kommt am Tisch die „Oma“ zum Einsatz.

Mit normalem Trainingsaufwand kann es bis zu einem Jahr dauern, das Niveau eines Liga-Spielers zu erreichen. Michael Hetjens rät davon ab, unzureichend vorbereitet in eine Liga-Mannschaft einzusteigen. „Das sollte man nicht unterschätzen. Als Einsteiger verliert man sehr häufig und braucht eine hohe Frustrationstoleranz.“

HINTERGRUND: Rund um Billard

Das Wort Billard leitet sich vermutlich vom französischen Wort „bille“ – für kleine Kugel, Ball – ab. Ob die Ursprünge des Billardsports in England oder Frankreich liegen, lässt sich nicht eindeutig klären.

Der Sport hat eine lange Geschichte: Eine der frühesten Erwähnungen eines Billardtisches stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts – der Tisch wurde vom französischen König Ludwig XI. erworben. Bereits um 1880 gab es alle heute populären Billard-Varianten.

Zu den beliebtesten der insgesamt 35 verschiedene Spielvarianten zählen heute unter anderem Poolbillard und Snooker.

Beim Poolbillard wird mit einem weißen Spielball und 15 farbigen Kugeln gespielt. Ziel ist es, mit dem Spielball die eigenen Kugeln in die sechs Löcher des Tisches zu befördern.

Billard ist seit 1998 eine olympisch anerkannte Sportart, sie zählt allerdings nicht zum olympischen Programm.

Bei den Pool Knights Bensheim wird derzeit dreimal wöchentlich trainiert. Montags findet das geleitete Training mit Michael Hetjens statt: Newcomer- und Nachwuchstraining von 17 bis 18 Uhr, allgemeines Gruppentraining von 18 bis 19 Uhr.

Trainingsort:
Billard-Bistro Chevalier, Darmstädter Straße 95, Heppenheim.
Weitere Infos unter www.pool-knights.de