Während sich der Rest seines Jahrgangs beim Lernen fürs Abitur mit Kaffee wachhielt, bevorzugte Sebastian Breuer in dieser Lernphase einen Energiedrink als Stimulans für Geist und Körper. Auf den Kaffeegeschmack kam er erst einige Jahre später beim Büffeln für das Staatsexamen in Radiologie-Technik.Heute kreiert der 32-Jährige gemeinsam mit seiner gleichaltrigen Frau Christina seinen eigenen Kaffee und verkauft die vier unterschiedlichen Geschmacksrichtungen in einem Online-Shop. Schritt für Schritt ist seine Entwicklung vom Kaffee-Neuling zum Liebhaber mit dem feinen Gespür für Kaffee-Aromen vonstattengegangen, erzählt der Wahl-Bensheimer.

Sebastian Breuer und seine Frau Christina haben das Kaffee-Start-up Lena’s Coffee Brand gegründet – und bieten in ihrem Online-Shop vier verschiedene, selbst kreierte Sorten an.

Eric Horn

Die Suche nach immer neuen Kaffee-Erlebnissen ist im Alltag und vor allem im Urlaub zu einer Art Leidenschaft von Sebastian und Christina Breuer geworden. „Wir halten immer Ausschau nach schönen Cafés mit gutem Kaffee.“ Besonders schmackhafte Kaffeesorten schaffen es bei den Urlaubstrips ins Gepäck für die Rückreise.

Auftrieb bekam die ganze Kaffee-Sache mit dem Erwerb der ersten Siebträgermaschine. Dass es eine „Rocket“ wurde, hing unter anderem mit den sportlichen Aktivitäten von Sebastian Breuer zusammen. Er ist ambitionierter Amateur-Radsportler und gewann 2021 die Titel bei den Deutschen Meisterschaften und Europameisterschaften in seiner Altersklasse über die Mountainbike-Ultra-Distanz.

Anfang September siegte er beim Badlands-Rennen in Spanien, einem der härtesten Bikepacking-Wettbewerbe überhaupt. „Rocket“ genießt in der kaffee-affinen Radsport-Community Kultstatus. Auch deshalb, weil einer der Gründer des italienischen Espressomaschinen-Herstellers, der Neuseeländer Andrew Meo, in jungen Jahren als Profi-Radrennfahrer unterwegs war und sich das Unternehmen im Radsport engagiert.

Irgendwann war Sebastian Breuers Kaffee-Expertise derart ausgeprägt, dass in ihm der Wunsch erwuchs, eigene Kaffeesorten zu entwickeln. „Das hat ziemlich lange gedauert und mir einige schlaflose Nächte beschert.“ Bis zu zehn Espressi wurden in Hochzeiten der Testphasen pro Tag verkostet auf der Suche nach dem ultimativen Kaffeeerlebnis. Christina und Sebastian Breuer mahlten und mixten Robusta- und Arabica-Bohnen aus verschiedenen Anbaugebieten, bis sie nach eigenen Dafürhalten die perfekten Mischungen gefunden hatten.

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Familie und Freunde wurden als „Vorkoster“ verpflichtet, der Breuer-Kaffee in der Radsport-Szene verteilt. Die durchweg positive Resonanz animierte sie dazu, 2018 ihr Kaffee-Start-up zu gründen. Eine Hürde auf dem Weg in den Markt war die Namensfindung für die Firma. „Alles was uns einfiel, war schon vergeben“, erinnert sich Sebastian Breuer. Als eines Tages mal wieder ein Brainstorming zu diesem Problem im heimischen Wohnzimmer anstand, kam Lena um die Ecke, die inzwischen achtjährige Mischlingshündin der Breuers – und das war’s: Lena’s Coffee Brand. Ein freundlicher Hundekopf wurde zum Logo der Kaffeemarke.

Vier Sorten hat Lena’s Coffee Brand im Angebot: „Biker’s Favorite“ (70 Prozent Robusta/30 Prozent Arabica), „Headlifter“ (80/20), „Croissant & Honey“ (70/30) und „Alleskönner“ (50/ 50). Den Rohkaffee bezieht das Familienunternehmen von der Efico Foundation, die den Kaffeebauern in Afrika, Süd- und Mittelamerika faire Arbeitsbedingungen und Entlohnung garantiert und für Nachhaltigkeit sowie hohe Qualität steht. Eine Philosophie, die sich Lena’s Coffee Brand ebenfalls auf die Fahnen schreibt. Zur Versendung der Kaffee-Bohnen in 250- oder 500-Gramm-Packungen werden beispielsweise nur Secondhand-Kartonagen verwendet oder es wird per Fahrrad ausgeliefert. Der Bensheimer Kaffee kann außerdem bei einem großen Lebensmittel-Vollsortimenter im Westen der Stadt erworben werden.

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Sebastian und Christina Breuer mit Hündin Lena.
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Mischlingshündin Lena hat der Marke Lena’s Coffee Brand ihren Namen gegeben.

Hauptquartier und Lager von Lena’s Coffee Brand befinden sich aktuell zu Hause bei Christina und Sebastian Breuer.Geröstet wird der Rohkaffee in einer Rösterei in Bayern. Eine eigene Rösterei und ein eigenes Café – „im coolen Industriestyle, sehr gerne in Bensheim“ – ist der ferne Traum des Ehepaares. Solange Sebastian Breuer, der als Liaison-Manager bei einem Hersteller für Fahrradreifen beschäftigt ist, noch international im Rennsport unterwegs ist, kommt dieses Thema nicht auf die Agenda.

Seinen Kaffee-Konsum steuert Sebastian Breuer nach seinem Rennkalender. In Rennpausen kommt er auf drei bis vier Tassen – Espresso oder Cappuccino – pro Tag. Ein Espresso nach dem Abendessen kommt für ihn nicht in Frage. „Danach würde ich im Bett stehen.“ Ist ein Rennen angesagt, verzichtet der 1,94-Meter-Mann etwa eine Woche vor dem Start auf Kaffee. Damit stellt er sicher, dass das Koffein nach einwöchigem Verzicht während eines Rennens den beflügelnden Effekt entfalten kann.

Bei Breuers Badlands-Sieg funktionierte das ziemlich gut. Nach über 43 Stunden auf dem Fahrrad, kleinere Pausen mit eingerechnet, erreichte er nach absolvierten 780 Kilometern und 16 000 Höhenmetern mit zwei Stunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten das Ziel. Als wichtiger Wachhalter und Energielieferant auf diesem fast zweitägigen Ritt ohne Schlaf über Gebirge und durch Wüstenlandschaften diente koffeinhaltige Cola.