Spielpläne wechseln. Das Team bleibt. Die Veranstaltungstechniker sind die Konstanten im Parktheater. Ob Komödie oder Trauerspiel, Musical oder Lesung, Kammerkonzert oder Liederabend: Der menschliche Faktor hinter den Kulissen ist mit entscheidend, damit die Aufführung holperlos über die Bühne geht und das Publikum hinterher zufrieden Beifall spendet.

Die drei Veranstaltungstechniker Egon Klüss, Stefan Rohr und Benjamin Steinmann sind im Parktheater die Experten für Licht, Ton und Technik.

Thomas Tritsch

Egon Klüss ist seit 2001 bei der Stadt Bensheim. Als Meister für Veranstaltungstechnik kennt er nicht nur jeden Winkel des Theatergebäudes, er schüttelt auch immer eine passende Lösung aus dem Ärmel. „Man muss improvisieren können“, so der erfahrene Profi, der wie seine beiden Kollegen mit gleicher Berufsbezeichnung meist in schwarz gekleidet ist.

Der inoffizielle Dresscode für die Licht-, Ton- und Technikexperten im Eigenbetrieb Stadtkultur. Denn damit fällt man im abgedunkelten Saal nun mal am wenigsten auf. Seit 2019 gehören auch Stefan Rohr und Benjamin Steinmann zur kleinen Truppe mit dem riesigen Aufgabenspektrum. Auch außerhalb des Theaters.

Denn während der spielfreien Corona-Hochphase hat das Trio mit seinem geballten Know-how auch abseits von Bensheims größter Kulturstätte gute und nützliche Konzepte umgesetzt. Unter anderem wurden Schutzscheiben für die Kommunalwahl und über 100 Hygienespender für öffentliche Einrichtungen angefertigt. Auch die „Ampel“ für den Besucherstrom am Bürgerbüro und die Lichtschranke in der Stadtbibliothek stammen aus der kreativen und fixen Ideenschmiede der Bensheimer „Men in Black“, die jedem Auftrag oder Problem maximale Aufmerksamkeit schenken.

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Jede Menge Technik: Egon Klüss, Stefan Rohr und Benjamin Steinmann kennen sich vor und hinter der Bühne des Parktheaters bestens aus. Bilder: Thomas Zelinger

„Wir geben 150 Prozent Leistung“, so Klüss. „Damit jeder einzelne Gast, auf der Bühne und im Saal, mit einem Lächeln nach Hause gehen kann.“ Bei 493 Sitzen plus zwei Rollstuhlplätzen in Reihe 18 jeweils links und rechts außen ist das ein hoher Anspruch. Hinzu kommen die Solisten und Ensembles auf der Bühne, unter denen es – wie im richtigen Leben – kooperative und manchmal auch weniger teamfähige Zeitgenossen gibt. Auch damit gehen die guten Seelen des Hauses souverän um. Man versteht sich als professioneller Dienstleister. „Immer Ruhe bewahren“, betont Egon Klüss. Auch wenn’s mal richtig kompliziert wird. Wenn zum Beispiel ein elementares elektronisches Teil kurz vor Aufführungsbeginn den Geist aufgibt. Dann heißt es: Cool bleiben und schnell eine Lösung aus dem Hut zaubern. Zur Not ein Provisorium bauen. Ohne technisches Verständnis und eine Prise Erfindergeist kommt man in den verwinkelten Gängen und Nischen des Theaterbaus nicht allzu weit.

Über eine kleine Leiter – und nur über diese – gelangt man auf die schmale Beleuchtungsbrücke direkt über dem Bühnenrand, der übrigens mit einem weißen Klebestreifen markiert ist. Damit die Akteure wissen, wo die Bretter aufhören und der freie Fall einsetzt. Profischauspieler schauen sich das einmal an und wissen das. Doch es kam schon vor, dass mal ein Laienmime daneben getreten ist.

Auf der Brücke sind die festen Schweinwerfer installiert, die auf der asymmetrischen Bühne (eine Besonderheit) für das nötige Licht sorgen. Licht- und Ton werden seit gut zwei Jahren in der Regel direkt aus dem Saal (Reihe 16, Platz 7 bis 12) bedient. „Da ist man mittendrin und näher am Geschehen“, so Stefan Rohr. In der Regie im oberen hinteren Bereich des ehemaligen Kinos, wo früher die Projektoren rasselten, hat man zwar einen guten Überblick in den Saal, agiert aber doch recht weit weg vom Schuss. Mimische Signale von Akteuren auf der Bühne, auf die der Techniker eigentlich reagieren sollte, nimmt man von oben kaum wahr.

„Die Technik im Haus ist hervorragend“, sagt Benjamin Steinmann. In den vergangenen Jahren wurde viel in Digitalisierung investiert. In Zusammenarbeit mit der Firma Young Dimension hat das Team in den beiden letzten Jahren eine neue Tonanlage mit neuen Lautsprechersystemen installiert. Auch die Videoausstattung ist viel professioneller geworden. Bei den Liveübertragungen vom neuntägigen „Winzerfest dehaam“ aus dem Parktheater hat sich das bereits bewährt. „Das erste Winzerfest, bei dem ich täglich dabei war“, schmunzelt Egon Klüss.

Zum Repertoire des Teams gehört auch ein selbst produziertes Video für die städtische Musikschule und die Abwicklung der digitalen Fastnachtsveranstaltungen der BKG. Während der Verleihung des Gertrud-Eysoldt-Rings haben die Männer einen Live-Stream hinüber ins Bürgerhaus geschickt, wo anschließend die Gala stattgefunden hat. „Wir werden künftig noch deutlich mehr mit Video arbeiten“, so Stefan Rohr.

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Blick von der Bühne in den Saal des Parktheaters. Bild: Thomas Zelinger

Viel Mühe und Aufwand haben die drei Kollegen auch in die Anfertigung eines riesigen LED-Effektvorhangs gesteckt: Auf vier großen Stoffbahnen wurden knapp tausend Lämpchen angelötet. Eine Sisyphusarbeit. „Nur zwei Lichter hatten am Ende nicht funktioniert“, lacht Egon Klüss. Eine Top-Quote. Perspektivisch soll das ganze Haus auf LED-Technik umgerüstet werden, um Energie zu sparen. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach könnte bald über Fördermittel finanziert werden. Das Parktheater passt sich der Zeit an. Die Veranstaltungsmeister begleiten diesen Prozess im engen Dialog mit dem Eigenbetrieb direkt an der Front.

Egon Klüss ist froh, dass sich der Vorhang nach so vielen Monaten und mehreren Lockdowns nun wieder regelmäßig öffnet. Die Zusammenarbeit mit Tournee-Ensembles, Comedians und Musikern sei jedes Mal anders und immer wieder spannend, schwärmt er. Zu den Höhepunkten im Jahr gehört die Woche junger Schauspieler. Schon mehrmals wurde ein Original-Bühnenbild an die kleinere Bensheimer Bühne angepasst. Zuletzt wurde das Theaterfestival im hybriden Format konzipiert – ebenfalls eine neue Herausforderung für die Veranstaltungsprofis, die bereits vor Jahren einige Standard-Kulissenteile für die Schultheatertage gebaut hatten, die im Archiv lagern und bis heute immer wieder Verwendung finden.

Und was muss man sonst noch mitbringen, um in dieser Branche Spaß zu haben? „Die Bereitschaft, zu jeder Zeit auf der Matte zu stehen“, sagt Egon Klüss. Die Kultur ist eine Nachteule. Der Vorhang fällt spät, und für die Crew ist danach noch nicht gleich Schluss. Umso besser, dass sich das Trio untereinander flexibel absprechen kann, wer zu welcher Zeit welchen Job übernimmt. Diese Freiheiten genieße man sehr, sagt auch Benjamin Steinmann, der die Kontrolle über Licht und Ton als enorme Konzentrationsleistung bezeichnet: „Nach zwei Stunden an den Reglern ist man körperlich platt!“ Umso schöner, wenn das Publikum am Ende auch der Technik einen extra Applaus schenkt.

Dafür ist in diesem Herbst und Winter reichlich Gelegenheit. Der Kulturkalender ist wieder voller. An insgesamt 16 Tagen des Monats ist das Parktheater belegt. Fünf Tage sind für die Wartung reserviert. Die „Men in Black“ agieren im Hintergrund. Aber ohne sie bliebe die Bühne leer.