Mühsam den Wilmshäuser Berg hinan kämpfte sich das Team aus Fotograf und Autorin auf dem Weg zur abendlichen Einladung. Aber schon bald nach der herzlichen Begrüßung durch Marion Bopp und ihren Partner Albert „Jockel“ Reiser ist klar: Diese Wohnlage ist nicht ungünstig, sondern bevorzugt! Beim Aperitif kann der Blick ungehindert über den großzügigen Balkon zu den Wiesen, Weiden und Wäldern des gegenüberliegenden Hangs schweifen. „Hier gibt es den ganzen Tag Sonne und Platz zum Feiern, zum Beispiel rund um unsere große Paella-Pfanne“, schwärmt Marion Bopp und erzählt von den Rehen, die sie fast täglich in ihrem Garten beobachten kann. Drinnen sind gerade erst die Bauarbeiten beendet, mit denen das Haus, das sie vor 25 Jahren gekauft hat, umgebaut und modernisiert wurde.Angestoßen wird mit einem Kalkgasse Riesling brut vom Weingut der Stadt Bensheim – einer lokalen Spezialität, die es nach der Übernahme des Weinguts durch das Weingut Jäger unter diesem Namen nicht mehr geben wird. Während der Sekt den Abend eröffnet, verkündet Jockel Reiser eine charmante Neuigkeit. Denn auch beim Stadtmarketing wird es bald einen Namenswechsel geben: Aus Marion Bopp wird im Dezember Marion Reiser! Genau sieben glückliche Jahre ist es dann her, dass Jockel und Marion sich kennengelernt haben. Grund genug für eine Hochzeit mit anschließender Traumhochzeitsreise und für die Braut noch weitgehend geheimen Zielen.

Zu Gast bei ... Das Stadtmagazin war in Wilmshausen zu Gast bei Marion Bopp, Leiterin des Bensheimer-Stadtmarketings, und ihrem Partner Albert Reiser.

Eva Bambach

Eine kleine Überraschung gibt es auch bei der Vorspeise. Zur Burrata serviert Marion Bopp nicht nur lecker marinierte Tomaten mit Basilikum, sondern auch kleine Kugeln von der Honigmelone, die einen reizvollen, süßlichen Kontrast darstellen. Dazu schenkt Jockel einen ebenso cremigen wie mineralischen Pfälzer des Jahrgangs 2019 ein: Der Riesling Hohenmorgen des Weinguts Bassermann-Jordan VDP Große Lage schmiegt sich mit seiner dezenten Fruchtigkeit ideal an die feine Struktur der Vorspeise an.

Zwischen den Gängen zeigt Jockel Reiser den Gästen die Kunstwerke, die den Wohnräumen ein markantes Gesicht geben. Zwei große Leinwandbilder sind vom Hausherrn selbst, anderes von bekannteren Künstlern. Obwohl Jockel Reiser sich als Landschaftsmaler versteht, gibt es neben großen fluoreszierenden Landschaften – die bei entsprechender Beleuchtung nachts ein zweites Gesicht zeigen – auch rund tausend „Spritzbilder“: Der Künstler füllt Weihnachtskugeln in mehreren Schichten mit Farbe und zerschmettert sie auf der Leinwand.

Ein Abschied voller Wehmut -2
Das Hauptgericht – Zanderfilet auf Risotto – wurde von Marion Bopp mit Wildkräuter-Blüten garniert.
Ein Abschied voller Wehmut -3

Inzwischen ist Marion Bopp in der Küche dabei, den Hauptgang zuzubereiten. 40 Minuten braucht es, bis mit viel Geduld und Wein ein leckeres Trüffel-Risotto entsteht, dazu gibt es später auf der Haut gebratenen Zander. Die Gastgeberin ist keine Freundin strenger Rezepte mit präzisen Mengenangaben. Sie kocht lieber „aus der Lameng“, wie sie sagt. Während sie gießt und gewissenhaft im Reis rührt, erzählt die gebürtige Badenserin – aufgewachsen in München und Krefeld –, dass sie mit 20 Jahren an die Bergstraße kam.

Nach dem abgeschlossenen Studium der Betriebswirtschaft arbeitete sie bei einer Frankfurter Wirtschaftsprüfungskanzlei, später bei Deutscher Bank und Commerzbank, ebenfalls in Frankfurt. Doch für die Mutter einer kleinen Tochter lohnte sich die Fahrerei für den dann in Teilzeit ausgeübten Job einfach nicht mehr. Irgendwann sei dann eine Anfrage von der MEGB gekommen, die sie zunächst abgelehnt habe. Doch als dann die Aufgabe an sie herangetragen wurde, ein städtisches Eventmanagement aufzubauen, habe sie nicht widerstehen können. Schließlich war sie dann um 2010 herum die stellvertretende Leiterin Stadtkultur. Rolf Richter habe sie in seiner Zeit als Bürgermeister gefragt, ob sie für das Stadtmarketing arbeiten könne. Diese Aufgabe nimmt sie derzeit im Team mit viel Freude und Engagement gemeinsam mit Erika Arnold und Zita Schaider wahr.

„Wir kennen hier jeden Berg“

Marion Bopp und Albert Reiser lieben Bensheim und die Bergstraße. „Es ist so schön hier, und die Großstädte sind trotzdem so nah.“

Beim Kochen trägt Marion Bopp eine Schürze, die an eines ihrer Lieblingsprojekte erinnert: Mit dem inzwischen nicht mehr bestehenden Prosecco-Fest im Stadtpark habe sie vor Jahren „ein bisschen Schick in die Stadt gebracht“, auch weil sie auf ein ansprechendes Styling achtete: Als zu Beginn statt weißer Schirme lauter bunte Marktschirme aufgebaut worden waren, ließ sie trotz Zeitdruck alles umgehend demontieren. Und am Abend war dann alles weiß – wie es zum Erkennungsmerkmal der Veranstaltung wurde.

Begeistert erzählt die Gastgeberin auch vom jüngsten Coup des Stadtmarketings: „Summer in the City – das war super!“ Marion Bopp erinnert sich an all die Kinder und Jugendlichen, die mit dem Ball unter dem Arm in die Stadtmitte kamen, von Kleinen, die schon früh am Morgen im Sandkasten buddelten und von einer richtig schönen Stimmung. Doch erforderte die Durchführung von den Organisatorinnen viele Anstrengungen. Rund um die Uhr war jemand vor Ort. Während des Nachts ein Sicherheitsdienst übernahm, wechselten sich die drei Frauen vom Team Stadtmarketing tagsüber ab. Sie füllten die Pools und rückten die Stühle zurecht.

Selbst die Aktion mit der Vergabe der Sandsäcke nach Ende der Veranstaltung sei zum Event mit einer Riesenresonanz geworden, mit echter Nachhaltigkeit: Die der Stadt vom Technischen Hilfswerk überlassenen Säcke zur Abgrenzung der Spielflächen waren für den Katastrophenschutz nicht mehr nutzbar. Dafür habe die Stadt dem THW neue gekauft. Und die alten Säcke wurden nach der Aktion dann kostenlos an Privatleute abgegeben, die in Scharen kamen. „Die Aktion hat es sogar zu einem positiven Leserbrief im BA gebracht!“, sagt Marion Bopp mit einem Augenzwinkern.

Ein Abschied voller Wehmut -4
Die Gastgeber Marion Bopp und Albert Reiser. Im Dezember wird geheiratet.
Ein Abschied voller Wehmut -5
Esstisch mit Blick ins Grüne. Alle Bilder: Thomas Neu

Der Risotto ist fertig, der Zander auch und beides zusammen findet liebevoll auf den Tellern arrangiert den Weg auf den Tisch. Aber nicht, bevor das Ganze noch mit Wildblüten garniert wurde, die die Gastgeberin eigens aus Südtirol besorgt hat. Das ergibt einen nicht nur sehr dekorativen bunten Akzent, sondern auch eine punktuell wirksame Bitternote beim Verzehr, die die sanften Fisch-, Reis und Trüffelaromen komplettiert. Zum Hauptgang serviert Jockel Reiser einen weiteren Wein des Jahrgangs 2019 aus dem Hause Bassermann-Jordan, einen Weißen Burgunder Großes Gewächs aus der Lage Langenmorgen. Die leichten Holznoten des teilweise im Holzfass, teilweise im Beton vergorenen Weins begleiten das Fischgericht auf unaufdringliche Weise.

Das Dessert im Anschluss ist so schnell zubereitet, dass kaum genug Zeit bleibt, ein offensichtliches Herzensthema von Marion Bopp und Jockel Reiser ausführlich zu besprechen: Die Liebe zur Bergstraße im Allgemeinen und Bensheim im Besonderen. „Wir kennen jeden Berg“, schwärmt der Gastgeber von den vielen Mountainbike-Touren im Freundeskreis, bei denen immer mindestens 1000 Höhenmeter absolviert werden, je nach Fitness mit E- oder Bio-Bike. Aber nicht nur das: „In Bensheim und Umgebung kannst du buchstäblich alles machen – Golf, Bowling, Klettern, Kultur. Es ist so schön hier, und die Großstädte sind trotzdem so nah.“

Nun zum Sgroppino: Das erfrischende italienische Dessert ist ein echter Tipp, nicht nur für den Sommer. Wodka, Sekt und Zitronensorbet püriert. Ein Minzblättchen obendrauf und Röhrchen ins Glas – fertig! Im Anschluss gibt es noch ein Schlückchen einer wunderbaren 2017er Rieslaner Auslese von der Weinstraße. Der vom Weingut Theo Minges produzierte Tropfen erfreut mit einer Fülle von Fruchtaromen, während die Gespräche mit einem Hauch von Nostalgie um die gastronomischen Angebote im Odenwald und der Bergstraße kreisen. Es gibt einige gute Adressen, und doch: So vieles gibt es nicht mehr, und so wenig vielversprechend Neues …