Das ist er“, sagt Matthias Meyer mit einem breiten Strahlen und leuchtenden Augen. Es ist ein echter Traum von Auto, den der 61-Jährige präsentiert. Er erklärt kenntnisreich und mit großem Vergnügen Technik und Ausstattung des VW T1, besser bekannt unter der Bezeichnung Bulli. Meyers Kult-Bus ist Baujahr 1965 und wurde nach Fertigstellung vom VW-Werk in Hannover-Stöcken nach Stuttgart-Leinfelden transportiert. Dort wurde das Fahrzeug von der Firma Arco Mobil/Mehl zu einem Wohnmobil umgebaut, inklusive eines Dachausschnitts für das Hubdach, einer (heute abgeklemmten) Zusatzheizung und einer Ersatzradhalterung an der Stirnwand.Die 57 Jahre sieht man dem Bulli nicht an. Die samt-grüne und perlen-weiße Lackierung glänzt in voller Pracht im Hof der Familie Meyer in Schwanheim. Die überwiegend originale Innenausstattung wird ergänzt durch nachgerüstete Komponenten im Retro-Stil. Dazu zählt die mint-grüne Camping-Sitzgarnitur, die unter dem Vordach aufgebaut ist. „Es soll alles zur damaligen Zeit passen“, erläutert Meyer und deutet während der Begutachtung der Utensilien auf eine Besonderheit hin. Die Wagenheberaufnahme-Vorrichtungen am Unterboden dienen als Hülse für das Gestänge des Vordaches. Es gibt viel zu entdecken an diesem Volkswagen. Matthias Meyer fallen bei jeder Umrundung des Vehikels interessante Details zu Technik und Innenleben ein. Der Heckmotor wird begutachtet ebenso wie die Ausstellfenster. „Alles eingetragen“, betont der stolze Besitzer mit Blick auf weitere Extras des Objekts.

Der Oldtimer mit H-Kennzeichen, das den weitgehenden Originalzustand des Fahrzeugs bestätigt, ist eines von zwei Highlights im Schwanheimer Bulli-Land. Im Keller des Meyer’schen Wohnhauses befindet sich außerdem eine umfangreiche Sammlung von Bulli-Devotionalien. In mehreren Glasvitrinen sind die Stücke drapiert: zahllose Bulli-Miniatur-Modelle in unterschiedlichen Größen – Bulli-Flaschenöffner, Bulli-Schlüsselanhänger, Bulli-USB-Sticks, Bulli-Tassen, Bulli-Mützen und: ein Bulli-Schnuller. Den hat Matthias Meyer vor einiger Zeit von seinem Enkel geschenkt bekommen, der keine Verwendung mehr für das Teil hatte.

Eine Begegnung mit einem Bulli-Freak hat ihn mit dem Bulli-Virus infiziert. 1992 hat er seinen T1 für 11000 Mark erworben. Heute dürfte der Wert des kultigen Automobils bei einem mittleren fünfstelligen Euro-Betrag liegen. Verkaufen kommt nicht in Frage, sagt Matthias Meyer.

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Im Bulli stecken 30 Jahre Familien-Geschichte für ihn und seine Ehefrau Irina sowie für die beiden gemeinsamen erwachsenen Töchter. „Ein Bulli als Hobby geht nur, wenn die ganze Familie mitzieht“, erklärt er. Mit dem „Camper“, bisweilen durch einen Anhänger ergänzt, fuhren und fahren die Meyers in Urlaub. „Das ist ganz entspanntes Reisen.“ Bei 44 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 105 km/h sorgt der VW-Dauerbrenner automatisch für Entschleunigung bei seinen Passagieren.

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Matthias Meyer hat seine ganze Familie mit dem Bulli-Virus infiziert – inklusive Kindern und Enkelkindern. Bilder: Thorsten Gutschalk

Der Schwanheimer Bulli wird nicht nur für Urlaubs- oder Ausflugsfahrten zu Bulli-Treffen genutzt, sondern absolvierte im Rahmen der Initiative „Bullis Bringen Freude“ (BBF) mehrere Hilfstransporte nach Rumänien und Bosnien-Herzegowina. „Es ist schön, wenn man sein Hobby mit sozialem Engagement verbinden kann“, betont Meyer.

Großer Beliebtheit erfreuen sich die Bullis auch als „Kutschen“ bei Hochzeiten. Bei solchen Anlässen sind Bulli-Piloten der BBF wie Matthias Meyer auf Anfrage ehrenamtlich in der näheren Umgebung ihrer Heimatregion gegen Deckung der Auslagen als Chauffeure unterwegs und freuen sich über eine Spende an die Initiative. Eric Horn
    

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