Sie sind rot, alt und wurden mit viel Zeit und Liebe zum Detail restauriert und funktionstüchtig gemacht. Bensheimer Feuerwehrmänner hängen an ihren historischen Einsatzfahrzeugen - nicht nur, weil sie noch über die robuste und ursprüngliche Technik verfügen, die viel Eigenleistung möglich macht. Mit den roten Oldtimern sind viele Geschichten verbunden, an die man sich gerne erinnert.

Sei es die Delle auf der Motorhaube der Drehleiter aus dem Jahre 1951, die bei einem Einsatz in der Grieselstraße durch einen vom Dach heruntergefallenen Ziegel entstand und die bei der Restaurierung des Fahrzeuges so belassen wurde. Unvergessen bleibt auch die Fahrt zum 150-jährigen Bestehen der Bensheimer Partnerfeuerwehr in Riva del Garda 2015. Mit seinen damals stolzen 64 Jahren bewältigte das Fahrzeug die 1800 Kilometer über die Alpen störungsfrei und bewies außerdem seine Funktionsfähigkeit beim Ansaugen des Wassers aus dem Gardasee.

Die Drehleiter DL 17 (17 Meter Steighöhe) ist nicht nur das Herzstück der Oldtimersammlung der Bensheimer Wehren, mit ihr hat auch alles angefangen. Allerdings dauerte es eine Weile nach ihrem letzten Einsatz bei der Abschlussübung 1990 an der Sparkasse. Es war ein würdiger Abschied, denn die Besatzung trug Trauerflor und hatte im Bergsträßer Anzeiger eine Traueranzeige veröffentlicht.

Sechs Jahre lang parkte die Leiter in der hintersten Ecke im Stützpunkt an der Robert-Bosch-Straße, bis sich einige Mitglieder der Feuerwehr Bensheim-Mitte zusammenfanden, um das Fahrzeug wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu bringen. Damals gründete sich die Oldtimergruppe, die zunächst von Wolfgang Seitz und inzwischen von Markus Fendrich geleitet wird.

2021 sollte das 25-jährige Bestehen und 70 Jahre Drehleiter mit einem großen Internationalen Feuerwehr-Oldtimertreffen auf dem Festplatz am Berliner Ring gefeiert werden. Geplant war ein dreitägiges Fest mit Oldtimerrallye durch das Ried und den Odenwald, eine Ausstellung in der Innenstadt und Livemusik. Seit vier Jahren hatten sich die Feuerwehrkameraden bereits darauf vorbereitet - doch dann kam Corona und alles musste abgesagt werden.

In dem Vierteljahrhundert hat sich einiges getan, denn die Leidenschaft für die roten Oldtimer ist längst nicht mehr nur auf die Feuerwehr Bensheim-Mitte beschränkt. 2007 bildete sich auch in Auerbach eine Oldtimergruppe. Das Löschgruppenfahrzeug LF 8-TS war das erste richtige Feuerwehrfahrzeug der Auerbacher Feuerwehr, das am 20. Oktober 1959 in Dienst gestellt worden war. Bis 1986 war der ,,Opel Blitz" im Einsatz, führte im Juni 1990 noch den Festumzug zum 100-jährigen Jubiläum der Auerbacher Feuerwehr an, wurde schließlich mangels Unterstellmöglichkeit verkauft und landete im Besitz eines Kfz-Meisters.

Nachdem seitens des Feuerwehr-Vorstandes beschlossen wurde, das Fahrzeug wieder "nach Hause" zu holen und ein Mitglied der Oldtimergruppe seine Scheune zur Verfügung stellte, wurde das Fahrzeug seit 2008 bei wöchentlichen Treffen zerlegt, gründlich restauriert und nach und nach in neuwertigem Zustand wieder zusammengesetzt. Sechs Jahre dauerte die komplette Restaurierung, das Oldtimers, dessen Innenverkleidung noch aus Holz besteht.

Bei dem zweiten in Auerbach vorhandenen Oldtimer handelt es sich um ein TLF 8 aus dem Jahr 1961. Allerdings hat dieses Tanklöschfahrzeug der Marke Borgward keine Auerbacher Vergangenheit, sondern war 41 Jahre bei den niedersächsischen Ortsfeuerwehren Geismar und Hetjershausen im Einsatz, bevor es ausgemustert und von einem privaten Sammler gekauft wurde. 2009 erwarb die Freiwillige Feuerwehr Auerbach das Fahrzeug.

In Auerbach kümmern sich inzwischen zwölf Personen, vorwiegend aus der Einsatzabteilung, um die Aufarbeitung und Pflege der Oldtimer. Auch zwei Mitglieder aus der Alters- und Ehrenabteilung bringen ihre Erfahrung mit ein. Geleitet wird die Gruppe von Friedrich Rindfleisch. Durch den Bau der Vereinslagerhalle in direkter Nachbarschaft des DRK-Stützpunktes ist inzwischen auch das Stellplatzproblem behoben, denn hier finden inzwischen alle Bensheimer Feuerwehr-Oldtimer sowie die zahlreichen historischen Gerätschaften und Utensilien ihren Platz.

Oldtimer im eigentlichen Sinne hat die Zeller Feuerwehr nicht, aber sie hat einige historische Gerätschaften, die an vergangene Zeiten erinnern. Denn die 1907 gegründete Freiwillige Feuerwehr musste bis 1968 warten, bis sie ihr erstes Fahrzeug, ein TSF auf der Basis des Ford Transit, erhielt. Bis dahin musste sie mit einem Tragkraftspritzenanhänger auskommen, der 1959 angeschafft worden war. Vorausgegangen waren zwei Großbrände im Ort, aufgrund derer eine Spendenaktion erfolgte, die der Stadtkasse mit 1850 Mark mehr einbrachte, als der Hänger dann kostete (1234,80 Mark). Eine der ältesten Gerätschaften in Zell ist die kleine zweirädrige Spritze mit zwei Zylindern, die 1884 der Gemeinde Zell zur Verfügung gestellt wurde. Die Pumpe ist heute noch voll einsatzfähig.

Aus dem Jahre 1896 ist die große fahrbare Handdruckspritze (Metz), die von der Gemeinde Zell 1925 von der Gemeinde Neckarau bei Mannheim für 500 Mark angekauft worden war. Die Spritze hat einen Kolbendurchmesser von 100 mm und hat schon mehrmals an historischen Übungen und Wettkämpfen teilgenommen. Ebenfalls bei historischen Übungen im Einsatz ist die freistehende Leiter aus dem Jahr 1930, die 70 Jahre lang in Zell im Einsatz war und dann außer Dienst gestellt werden musste. Neben einer Holzleiter auf einer fahrbaren Lafette gibt es noch eine Vielzahl an Gerätschaften und Utensilien, die in der Vereinslagerhalle aufbewahrt werden. Darunter historische Einsatzkleidung, zum Teil aus Kriegszeiten, die bei historischen Übungen getragen werden.

In Zell sind es durchschnittlich fünf aktive Einsatzkräfte und teilweise weitere Mitglieder, die sich um die historischen Schätze der Feuerwehr kümmern. Koordiniert werden die Treffen über die Wehrführung.

Die DL 17, auch kleine Drehleiter genannt, war die erste Drehleiter im Kreis Bergstraße und sollte das auch noch lange bleiben. Sie wurde am 15. Juli 1951 – zusammen mit der Einweihung der neuen Feuerwache an der Rodensteinstraße - an die Feuerwehr Bensheim übergeben. Das Fahrzeug verfügte über eine handbetätigte Drehleiter, die an der Spitze noch um weitere zwei auf 19 Meter ausgezogen werden konnte. Durch eine angebaute Vorbaupumpe mit 800 Liter Leistung pro Minute und der Beladung mit allen für einen Löschangriff nötigen Ausrüstungsgegenstände wurde der Einsatzwert der Drehleiter gesteigert. Beim 100jährigen Jubiläum der Bensheimer Feuerwehr war sie bereits auf maschinellen Antrieb umgerüstet, das aufwendige Kurbeln zum Aus- und Einfahren oder Heben und Senken war Vergangenheit.

1970 kam dann der Nachfolger mit der DL30 (30 Meter Steighöhe), deren Bewegungen hydraulisch erfolgten. Die „kleine Leiter" blieb aber noch bis 1990 in Dienst, da sie in der engen Innenstadt unschlagbar war. Ihre 39-jährige Einsatzfähigkeit spricht für die unverwüstliche Qualität und Technik. Inzwischen weiß man auch, dass die DL17 ein absolutes Einzelstück ist, das in dieser Form nur einmal gebaut wurde. Neben der Drehleiter gehört noch ein Schlauchkraftwagen (SKW) aus dem Jahr 1963 zum Oldtimer-Fundus der Feuerwehr Bensheim-Mitte. Er war bis 2016 im Einsatz.

Die Oldtimer-Freunde der Bensheimer Wehren nutzen die Möglichkeit, das Ergebnis ihrer langjährigen Arbeit an den historischen Fahrzeugen auf verschiedenen Oldtimertreffen zu präsentieren. So wurde im vergangenen Jahr nach erzwungener Coronapause wieder das Treffen in Bühlertann im Landkreis Schwäbisch Hall besucht, das auch in diesem Jahr Ende Juli im Programm steht. Geplant ist außerdem eine Tauschbörse am Stützpunkt in der Robert-Bosch-Straße. Jeanette Spielmann

HINTERGRUND

Vierte Drehleiter nach 72 Jahren

Aktuell ist bei der Feuerwehr Bensheim-Mitte die Drehleiter 23/12 mit Korb im Einsatz. Seit der ersten DL 17, der ersten 1951 in Dienst gestellten ,,kleinen Leiter", ist es bereits die dritte Drehleiter für die Bensheimer Wehr, deren Tage allerdings schon gezählt sind.

Nach über 26 Jahren im Einsatz soll noch in diesem Jahr ihr Nachfolger ausgeliefert werden - 16 Tonnen schwer und mit einem 299-PS-Motor ausgestattet. Es wäre dann die vierte Drehleiter für Bensheim.

Die erste ist als Oldtimer und bestens gehüteter Schatz noch vorhanden, ihr Nachfolger, die DL 30 tut nach der Ausmusterung in Bensheim bei der Feuerwehr in der polnischen Partnerstadt gute Dienste, und die aktuelle Drehleiter wird nach ihrer Außerdienststellung vermutlich auf dem Markt für gebrauchte Einsatzfahrzeuge noch auf Interessenten stoßen.