Als Kind hat Julia Bauer im Nachbarsgarten bei ihrem Opa Blumen gepflückt und kleine, selbst gemachte Sträuße an einem Klapptisch an der Straße verkauft. Wer damals vorhergesagt hat: „Aus dem Mädchen wird mal eine Floristin“, der sollte recht behalten. Ihre Leidenschaft für Pflanzen und Florales ist bis heute geblieben – und Julia Bauer hat sie zu ihrem Beruf gemacht. Im März dieses Jahres hat sie ihren eigenen Laden eröffnet, am Ortsausgang von Zell in der Gronauer Straße. „JUBA Floristik“ steht auf dem hübschen Schild an der Straße. Auf Laufkundschaft kann die junge Inhaberin im Meerbachtal nur wenig hoffen – höchstens Wanderer und Ausflügler kommen hier zufällig vorbei. Doch Julia Bauer hat sich bereits einen Namen gemacht, und viele ihrer Kunden nehmen gerne den Weg in den Stadtteil auf sich. „Man kann auch online oder telefonisch vorbestellen“, betont die gelernte Floristin – und sich die Blumen sogar liefern lassen.

Sich selbstständig machen, mitten in der Corona-Krise – und dann auch noch mit einem Laden in Zell. „Bist du verrückt?“, hieß es da schon mal von Freunden oder Bekannten. Julia Bauer hat sich nicht beirren lassen und die Zeit des Lockdown genutzt, um ihr Geschäft mit viel Liebe zum Detail einzurichten. Neben frischen Blumen hat sie sich außerdem auf einen echten Trend spezialisiert: Trockenblumen. Seit ein paar Jahren sind getrocknete Pflanzen und Blüten aus aktuellen Wohntrends – wie etwa Boho- oder Vintage-Style – nicht mehr wegzudenken. Zu den bekanntesten Vertretern zählt das Pampasgras, die weichen Wedel schmücken einzeln oder als Strauß viele Wohnzimmer. Der Trend hat auch einen nachhaltigen Aspekt: Getrocknete Blüten und Zweige welken nicht und sind entsprechend viel länger haltbar.

In ihrem Laden hat Julia Bauer in einer alten Holztheke eine große Trockenblumen-Bar eingerichtet. Neben Pampasgras reihen sich hier Lagurus, Phalaris, Ruscus sowie Oliven- und Eukalyptuszweige – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Gedeckte, pastellige Farben, Weiß- und Beigetöne dominieren bei den getrockneten Pflanzen, kräftige Rottöne sind aber auch dabei. „Ich bin kein Gelb-/Orange-Typ“, sagt die sympathische Floristin lachend. Lieber mag sie Vintage-Farben, Kundenwünsche aller Art werden aber selbstverständlich gerne umgesetzt.

Damit Trockenblumen wie frisch aussehen und Blüten ihre Farbe nicht verändern, ist ein längerer Prozess notwendig, um die Pflanze dauerhaft haltbar zu machen. Manchmal werden Zweige auch gebleicht oder Blüten gefärbt. Für einen Vintage-Look sind derzeit auch Sepia-Töne gefragt, etwa bei Wicken oder Hortensien. Jede Woche fährt Julia Bauer in aller Frühe zum Großmarkt nach Mannheim, wo es mittlerweile neben frischen Pflanzen auch eine riesige Auswahl an Trockenblumen gibt. Die zweifache Mutter lässt sich bei der Blumenauswahl gerne inspirieren. Wichtig ist ihr, dass die Pflanzen möglichst aus der Region, aus Deutschland oder Holland kommen. In ihre Sträuße, Gestecke oder Kränze baut Julia Bauer gerne frische und getrocknete Blumen gleichermaßen ein. Sehr beliebt, zum Beispiel für die Braut bei einer Hochzeit, sind derzeit Flower-Crowns – verspielte Blütenkränze, die ins Haar gesetzt werden.

Julia Bauer freut sich, wenn sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen kann.

Und noch einen weiteren Trend gibt es bei JUBA Floristik: Blumenringe zum Aufhängen an Tür oder Fenster. Hierfür bietet die Inhaberin auf Anfrage auch Workshops an, für die man sich als Gruppe mit bis zu zehn Personen anmelden kann. Julia Bauer hatte über den Sommer schon einige junge Frauen zu Gast, die unter Anleitung der Expertin die beliebten Deko-Objekte aus Metallringen und einer Auswahl an Trockenblumen selbst angefertigt haben. Zwei Stunden dauern die Bastel-Sessions, das Material wird von Julia Bauer gestellt.

 

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In Workshops können Gruppen unter Anleitung Blumenringe aus Trockenblumen basteln. Frische Blumen gibt es bei JUBA Floristik natürlich auch. Bilder: Thomas Neu

Neben solchen besonderen Events bindet sie aber auch ganz klassisch Blumensträuße, Hochzeits- und Trauerfloristik gehören ebenfalls zu ihrem Angebot. Ein stimmiges Gesamtkonzept liegt ihr dabei besonders am Herzen. „Mit ist wichtig, dass alles zusammenpasst“, betont die Floristin, „da bin ich perfektionistisch.“ Gemeinsam mit den Kunden bespricht sie Farben und Stil. „Ich habe dann sofort ein Bild vor Augen, wie es aussehen soll.“ Besonders freut sie sich, wenn sie dann ihre Kreativität ausleben kann, „wenn die Leute mir vertrauen – dann kann ich viel freier sein.“ Julia Bauer stammt eigentlich aus Karlsruhe, wo sie nach der Schule ihre Ausbildung zur Floristin in einer großen Friedhofsgärtnerei gemacht hat. An die Bergstraße kam sie der Liebe wegen. Ihr Mann stammt aus Bensheim, hier leben sie seit zehn Jahren gemeinsam, mittlerweile mit ihren beiden Jungs, fünf und drei Jahre alt. Am Anfang sei der Umzug aus der Großstadt eine echte Umgewöhnung gewesen, aber mittlerweile „möchte ich hier nicht mehr weg“. Das Haus in Zell, mit dem Laden direkt nebenan, hat die Familie 2019 bezogen.

Manchmal wird JUBA Floristik zum Selbstbedienungsladen. Außerhalb der Öffnungstage steht dann ein kleiner Verkaufstisch mit bereits gebundenen Sträußen am Straßenrand. „Blumen to Go“ in Zell. Das Geld kann bar in eine Kasse geworfen oder überwiesen werden. „Es funktioniert“, freut sich Julia Bauer. Barbara Cimander 
 

Kontakt

JUBA Floristik
Gronauer Straße 168,
Bensheim-Zell
Telefon 0173/7450246,
E-Mail: juba.floristik@web.de