Corona lässt den beliebten Lorscher Festen keine Chance. Nicht nur der Fastnachtsumzug zum Finale der närrischen Zeit oder das traditionelle Schneemann-Verbrennen fallen aus. Fast alle Großveranstaltungen müssen gestrichen werden, in der üblichen Form jedenfalls. In Lorsch arbeitet man aber immer wieder mit Kräften und viel Kreativität daran, dass nicht alle Termine ersatzlos aufgegeben werden müssen – und hat Erfolg damit. Sogar über eine Großveranstaltung kann man sich freuen, mit der nicht unbedingt zu rechnen war: ein über zwei Wochen laufendes Open-Air.    

Es wird durch eine Förderung des Landes in Höhe von 40 000 Euro möglich, 12 000 Euro stehen zudem aus dem Lorscher Corona-Konto zur Verfügung. Die Lorscher Stadtverordneten haben weitsichtig und früh dafür gesorgt, dass die Finanzmittel, die für die ausfallenden Feste nicht benötigt werden, auf ein Konto „Kommunale Coronahilfen“ übertragen werden. Lorscher Vereine, Vronis Tanzstudio und das Theater Sapperlot, das bekannte Künstler wie Mundstuhl holt, sorgen ab Ende August für ein Programm, das viele Besucher zur Sommerbühne auf dem Klostergelände zieht. 
  

Wie Feste trotz Corona funktionieren-2
Auch der Weihnachtsmarkt, in Lorsch als „Blaues Wunder“ bekannt, wird möglich. Gefeiert wird allerdings unter strengen Auflagen und Kontrollen. BILD: ZELINGER

Über die Ferienzeit lockt zudem der Sommerpark in der Stadtmitte, ein Format mit Live-Darbietungen vor kleinerem Zuschauerkreis über sechs Wochen, das im ersten Corona-Jahr geboren wurde.

Aus dem Frühlingsmarkt – üblicherweise ein Publikumsmagnet mit üppigem Programm – werden 2021 wegen Corona kurzerhand Frühlingstage. Mit originellen Ideen wird ein Kulturangebot gestaltet, dass Abstandsregeln und die Pandemie-Vorgaben berücksichtigt. Lyrik wird zum Beispiel in Bäumen aufgehängt. Jeder kann einzeln vorbeispazieren und die Texte lesen.

Die Lorscher Kerb mit Tabakfest wird in eine Kerb light umgewandelt. Große Bühne und Schubkarrenrennen sind nicht erlaubt, es können aber Musiker durch die Stadt geschickt werden, die gute Laune verbreiten und es kann ein Begleitprogramm für den verkaufsoffenen Sonntag gestellt werden, um dem Einzelhandel zu helfen.

Als allerorten die Weihnachtsmärkte geopfert werden, geht Lorsch ebenfalls einen eigenen Weg und sagt als einzige Kommune im Kreis nicht ab. Möglich ist das, weil schon sehr früh ein Markt auch für den Fall strikter Corona-Beschränkungen geplant wurde: auf dem weiträumigen Platz am Klostergelände statt in der Innenstadt. Mitfeiern kann beim „Blauen Weihnachtswunder“ zwar nur, wer geimpft oder genesen ist, auch im Freien die Maskenpflicht beherzigt und die vielen Kontrollen akzeptiert. Diejenigen, die sich an die Auflagen halten, sind aber angetan von der Veranstaltung, die zumindest einen Moment lang Ablenkung von der Pandemie und dafür Adventsstimmung erlaubt.

Unabhängig vom Weihnachtsmarkt beteiligen sich zahlreiche Lorscher auch wieder am Aufruf des Kulturamts, eine Christbaum-Allee zu gestalten. Fast 60 Vereine machen mit. Die fantasievoll dekorierten und abends beleuchteten Bäume sind Ziel vieler Spaziergänger. NINA SCHMELZING